Tag 98 - Die Rettung (07.09.2024)

Kein Fahrtag

Früh steht die Sonne im voller Pracht am Himmel und strahlt auf unser Zelt. Es wird warm im Inneren, sogar sehr warm. Als Kyra als erstes nach draußen geht, um die Toilette aufzusuchen, wischt sie zuvor unsere kleine Plane trocken, die wir zum Sitzen vor dem Zelt ausgelegt haben. In der letzten Nacht war die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass sich auf ihr kleine Seen gebildet haben. Das Handtuch muss mehrmals ausgewrungenen werden. Als sie von der Toilette zurück kommt, bereitet sie das Frühstück vor. Michi hatte in der Zwischenzeit bereits angefangen am Blog zu schreiben. Das Frühstück ist eine willkommene Ablenkung. Es gibt ungetoastetes Toast mit Avocado, Frischkäse und Honig. Da die Milch noch weg muss, macht Michi uns anschließend einen kalten Kakao. Das Kakopulver hatten wir zu seinem Geburtstag gekauft, aber an dem Tag ganz vergessen. Für die restliche Milch jedoch nun eine super Verwendung. Nach dem Frühstück schreiben wir beide noch einen Tag für den Blog zuende und stellen diesen online. Dann packen wir unsere Tasche und machen uns zum dritten Mal in Folge auf den Weg zum Bus nach Sligo. Mittlerweile kennen wir uns aus und haben bereits die vier Euro passend in der Hand. Der Bus hat erneut einiges an Verspätung, doch wir müssen zum Glück nicht lange warten. Auch im Bus schreiben wir fleißig weiter, bis Kyra etwas unwohl im Bauch wird. Es ist erstaunlich, wie der Lebensstil einen verändert. Kyra hatte mit Fahrzeugen und Übelkeit nie zu kämpfen, doch seitdem wir nur zwei bis dreimal im Jahr mit dem Auto unterwegs sind, hat sich das verändert. Egal ob Auto, Bus oder Fähre, jedes schnellere Fahrzeug führt während der Fahrt und einem zu langen Blick aufs Handy Übelkeit hervor. Sligo ist schnell erreicht und auch den Weg zum Fahrradgeschäft gehen wir auswendig. Als wir den Laden betreten kommt uns der Inhaber entgegen und holt die Felgen hervor. Er erklärt, dass er ziemlich lang gebraucht hat, was sich im Preis widerspiegelt. Als wir diesen hören, müssen wir kurz schlucken, doch qm Ende war es noch immer leicht günstiger, als zwei komplett neue Räder zu bestellen. Wir kommen mit dem Inhaber, der sich als Stephen vorstellt, ins Gespräch. Er macht große Augen, als er erfährt, wo wir bereits überall mit den Fahrrädern waren und wie unsere Route weitergeht. Als wir uns über Radreisen austauschen erzählt er, dass es in Irland nur wenige gibt, die so etwas machen. Letztens erst war ebenfalls ein Deutscher bei ihm, der Probleme mit seinem Fahrrad hatte. Doch er war bei einem Rennen dabei, weshalb er freundlich darauf drängte, dass die Reparatur schnell gehen muss. Stephen erinnert sich, dass er nur Schuhe mit Klickern dabei hatten und deshalb in der Zwangspause sich nicht mal die Stadt ansehen konnte, sondern vor dem Laden gewartet hat. Wir reden noch eine Weile weiter und verabschieden uns schließlich. Wir sind sehr dankbar für die spontane Zeit und Unterstützung. Ein letztes Mal gehen wir durch die Stadt und besuchen wie jeden Tag Lidl. Heute gibt es jedoch nur das Nötigste, wir müssen ein bisschen sparen. Wir entscheiden uns für unseren täglichen Gewinn, in diesem Fall Grissini, Milch, Baguette, einen runtergesetzten Salat und Käse. Anschließend laufen wir direkt zum Bus, der nur ein paar Minuten später kommt. Zurück am Campingplatz belegen wir uns die Baguettes und genießen sie unter dem mittlerweile zugezogenen Himmel. Die Luftfeuchtigkeit hat zugenommen und Nebel hängt in den Bergen. Während Michi bereits anfängt die Drahtesel zu reinigen, räumt Kyra alles regensicher zusammen und schreibt Blog. Am Abend bekommen wir erneut ein bisschen Hunger und verschwinden mit dem restlichen Toastbrot sowie Eiern und Aufschnitt in die Campingküche. Hier gibt es einen Toaster! Wir toasten unser Brot und belegen es mit Avocado, Rührei, Paprika sowie Käse und träufeln etwas Zitronensaft darüber. Ganz oben drauf kommt erneut ein Toast. Was für ein perfektes Sandwich und es schmeckt himmlisch. Als die letzten Toastscheiben aufgegessen sind, gehen wir zurück zum Zelt, kuscheln uns in den Schlafsack und genießen weiter den Luxus, etwas Serie, zu schauen. Gute Nacht!