
Tage 333 bis 337 - Die Zeit bei Jürgen
Fahrrad-Weltreise: Korifasi (keine Radtage)
30.04.2025 bis 04.05.2025
Puh, kann Zeit schnell vergehen. Die Zeit bei Jürgen mit Thomas ist wirklich verflogen. Am ersten Abend an Tag 332 haben wir noch gemütlich zusammen gegrillt und uns auf ein paar schöne Tage gefreut und schon sind sie schon wieder vorbei. Verrückt. Wir haben die Zeit genutzt, um etwas zu arbeiten, die Umgebung kennenzulernen und nett gemeinsam zu essen. An Tag 333 ist Tag der Arbeit und wir gehen mit Jürgen, Thomas, Patrick, Chysula und einem weiteren Thomas der ebenso in Griechenland wohnt zusammen essen. Es schmeckt köstlich und Thomas lädt die gesamte Gruppe ein. An Tag 334 haben wir ein Video geschnitten und anschließend den Schnitt der Olivenbäume zusammengetragen.



Da die Ästchen so klein sind, ist es schwer diese in den Häcksler von Jürgen zu stopfen. Viele Griechen besitzen auch keinen und deshalb wird der Schnitt verbrannt. Dies ist dieses Jahr bis zum 01.05. erlaubt und somit an unserem Tag 333 der letzte Tag. Patrick, der Gartenlandschaftsbauer, der auch gestern bereits da war und Freund von Jürgen ist, hat bereits den ganzen Tag auf verschiedenen Olivenhainen Feuer gelegt. Auch Thomas war den ganzen Tag damit beschäftigt, den Olivenbaum-Verschnitt auf große Haufen zu legen. Bei den letzten drei Haufen helfen wir gerne. Es ist eine schöne Abwechslung und macht uns Spaß. Mit einem Rechen heben wir die kleinen Ästchen auf kleine Haufen, die Patrick mit dem kleinen Traktor zum großen Haufen bringt. Nur noch alles schön zusammenlegen und fertig vorbereitet. Das dauert jedoch eine ganze Weile, bei so einer Anzahl an Bäumen. Während wir die Häufchen vorbereiten, steht die Sonne bereits tief und geht langsam unter. Die Umgebung wird in wunderschöne rot und Orangetöne gefärbt. Dabei weht ein angenehmer Wind, sodass uns zum Glück nicht zu warm wird. Dann ist es soweit und das erste Feuer wird entzündet. Dafür schüttet Patrick Benzin über den Asthaufen und wirft einen angezündeten Grillanzünder hinein. Ein lauter Knall ertönt und das Feuer ist an. Damit es genug Sauerstoff bekommt, wird mit dem Rechen der Haufen etwas zusammengelegt, während es bereits brennt. Da die Bäume erst heute geschnitten wurden, brennt das Feuer nicht so gut, wie gewöhnlich, denn die Äste sind noch sehr feucht von innen. Der zweite Asthaufen geht leider sogar wieder aus und Benzin ist auch keins mehr vorhanden. Somit wird das gute Olivenöl vom Vorjahr genutzt und nochmal angezündet, doch es hilft nichts… Es ist einfach zu feucht. Michi hingegen ist von der Arbeit gepackt und voller Tatendrang, wodurch wir anderen motiviert werden den unteren Haufen hinauf zu tragen und auf das bereits brennende Feuer zu legen. Schnell ist auch diese Arbeit erledigt. Jürgen kommt sogar noch selbst dazu. Er hat durch einen Unfall beim Gehen Probleme mit seinem Bein und kann aufgrund dessen nicht gut auf dem steilen Olivenhain laufen. In der Hand trägt er einen Laubbläser und gibt dem Feuer noch extra Sauerstoff. Der Verschnitt der Olivenbäume wird vielerorts einfach verbrannt – erlaubt ist das nur bis zum 1. Mai. Bereits seit Wochen konnten wir zahlreiche Feuer um uns herum beobachten. Uns wurde erklärt, dass viele Landwirte keinen Häcksler besitzen und das Feuer schlicht schneller und unkomplizierter ist. Die Zweige sind dünn, leicht entflammbar und zahlreich – eine logistische Herausforderung, wenn man sie anders verwerten möchte. Ökologisch betrachtet hat das Verbrennen jedoch seine Schattenseiten. Es setzt Feinstaub, Kohlenmonoxid und Treibhausgase frei, die die Luftqualität belasten und das Klima schädigen – auch wenn es sich um „biologisches“ Material handelt. Gleichzeitig geht wertvolle organische Substanz verloren, die dem Boden als Mulch oder Kompost gut tun würde. Der abrupte Verlust dieser Biomasse bedeutet auch den Verlust von potenziellem Lebensraum für Insekten und Kleintiere. Viele der verbrannten Zweige könnten eigentlich den Boden verbessern – doch Häcksler sind teuer, und in den abgelegenen Hanglagen vieler Haine fehlt oft schlicht die Infrastruktur. Und so bleibt das Feuer für viele die pragmatischste Lösung. Als die getane Arbeit vollendet ist, schauen wir uns auf der Terrasse von Jürgen bei einem kühlen Getränk den Sonnenuntergang an.






Der Blick reicht über seinen Olivenhain, zahlreiche weitere Bäume bis zum Meer. Es ist einfach traumhaft. Nach einer erholsamen weiteren Nacht, erwartet uns am nächsten Morgen erneut ein umfangreiches Frühstück. Besser als in jedem Hotel. Heute morgen und auch die nächsten Tage helfen wir beim Vorbereiten. Es gibt frisch gepressten Orangensaft, geröstetes Brot, Obst, Gemüse und manchmal Tomate-Mozzarella, Rührei, Kuchen und weitere Leckereien. Ein wahrer Frühstücks-Traum. Wir nutzen anschließend die Zeit um etwas zu arbeiten. An Tag 335 nutzen wir das traumhafte Wetter und machen eine Drohnenaufnahme von unserer gesamten Ausrüstung. Fridolin kämpft sich zwischen den Bäumen und durch den böigen Wind nach oben. Tapfer hält er die Kamera nach unten auf unsere Drahtesel und uns selbst, wie wir alles nett hinlegen. Als wir zwischen unserer gesamten Ausrüstung auf der grünen Baumarktplane unter Frido im Sonnenschein liegen, läuft uns der Schweiß vom Gesicht. Wow, ist es warm. Wie soll das nur die nächsten Tage beim Fahrradfahren werden? Doch mit dem Ergebnis sind wir ganz zufrieden. Anschließend machen wir noch gezieltere Aufnahmen von unserem Werkzeug und schneiden aus allen Videos zwei Reels für Social Media. Nebenbei übertragen wir alle Bilder der vergangenen Tage und machen eine Sicherheitskopie auf unseren Speicherkarten.






Eigentlich sind wir am Ende ganz zufrieden mit dem, was wir geschafft haben, auch wenn es natürlich noch viel mehr zu tun gäbe. Ein Problem besteht jedoch noch. Unsere Kamera (GoPro) ist seit einigen Wochen bereits kaputt und nun hat sie ihren Geist ganz aufgegeben. Der Kundensupport hat uns ein Rücksendeetikett geschickt, damit wir nach erfolgreicher Einsendung eine neue Kamera erhalten. Doch das Etikett gilt leider nur für UPS und UPS Annahmestellen gibt es in ganz Griechenland nur in Athen und Thessaloniki. Mist! Das wird ganz schön knapp.



Trotzdem bleiben wir noch einen weiteren Tag und genießen das wunderschöne Wetter bei einem Ausflug in die Voidokilia. Zunächst fahren wir mit Emil und Elias an den golden Beach, wo wir uns an den Strand legen und etwas schwimmen. Was für eine tolle Abwechslung! Anschließend fahren wir mit den Drahteseln einen schmalen Weg hinauf zur Burg Palaiokastro und zu Nestors Höhle. Nestor war ein Held der griechischen Mythologie und sagenhafter Herrscher von Pylos. In der Höhle soll er sich mit seinem Vieh versteckt haben. Doch um dorthin zu gelangen, müssen wir von der Palaiokastro auf der anderen Seite des Hügels wieder hinunter. Doch was uns da erwartet, damit hatten wir nicht gerechnet. “Meinst du, wir schaffen es hier runter?” fragt Kyra. “Bestimmt!” antwortet Michi als wir an der Öffnung von der Burg hinunter zum Weg stehen. Eine kleine Kletterpassage befindet sich vor uns. Wir vertrauen darauf, dass keine weitere kommen wird und heben die Drahtesel nacheinander hinunter. Doch unsere Hoffnung war zu positiv. Mehrere Klettersteigpassagen warten auf uns. Damit haben wir nicht gerechnet und es ist auch nicht ganz ungefährlich. Zum GLück befinden wir uns noch außerhalb der Saison und sehen keinen anderen Menschen auf dem gesamten Weg. Nach vielen Minuten voller Kraft und am Ende auch Zittern erreichen wir Nestors Höhle. Geschafft! Dort erwartet uns eine singende Frau, die die Höhle für eine Aufnahme nutzt. Wunderschön hört sich ihr Gesang an. Auch Michi lässt sich inspirieren und singt ein paar Lieder. Wahnsinn dieser Hall! Wir unterhalten uns noch kurz mit der Frau und ihrem Partner. Sie scheint hier in Griechenland zu wohnen jedoch gebürtig aus Frankreich zu kommen und er ist zu Besuch aus den Niederlanden da. Sie sind beide sehr nett und geben uns den Tipp, wo wir morgen übernachten könnten. Falls wir dort vorbeifahren, sollen wir nach seinem Wohnmobil mit niederländischen Kennzeichen Ausschau halten. Wir sind dann herzlich zum Kaffee eingeladen. Dann verabschieden wir uns und die beiden laufen den Hügel weiter hinunter. Wir folgen wenige Minuten später. Der restliche Weg ist zum Glück angenehmer. Kein Klettersteig überrascht uns mehr und wir müssen die Drahtesel nur noch ein paar letzte Meter tragen, da der Weg zu steinig ist. Zum Glück waren wir ohne Gepäck hier. Das wäre wirklich unmöglich gewesen. Die letzten Meter zur Voidokilia gehen über Sand. Die Bucht war jedoch jeden Schritt wert. Es ist traumhaft. Die Wellen laufen halbkreisrund hinein und das Wasser ist kristall klar. Einige Leute liegen am Strand und schauen uns interessiert an, als wir mit unseren Drahteseln vorbei laufen. Damit die Kette und das Schaltwerk keinen Sand abbekommen, heben wir das Hinterrad hoch. Doch hier ist es nur noch halb so anstrengend. Wir genießen die Aussicht und erreichen schließlich wieder den asphaltierten Grund und somit die Straße. Der Rückweg auf Emil und Elias ist schnell gemacht und ein letztes leckeres Abendessen hat Jürgen für uns vorbereitet. Danke Jürgen für die tolle Zeit. Gute Nacht!








