
Tage 344 und 345 - Athen!
Fahrrad-Weltreise: Athen
11.05.2025 und 12.05.2025
Unsere Zeit in Athen, war mal wieder viel zu kurz. Zwei Tage für eine Weltmetropole… Und dann schaffen wir es am ersten Tag nicht einmal wirklich aus der Unterkunft. Wir sind einfach zu kaputt und verschlafen den halben Tag. Es ist verrückt, wie der Körper auf Pause drückt, wenn man einmal zur Ruhe kommt. Eigentlich müsste man immer einen ganzen Tag wirkliche Pause einplanen. So verbringen wir den ersten Tag zunächst im Bett, arbeiten schließlich etwas und treffen uns zum Sonnenuntergang mit einem anderen Radreisenden im Stadtpark Lofos Likavitou, auf dem Lykavittos Berg. Nachdem wir uns auf dem Hinweg ziemlich beeilen, um noch pünktlich anzukommen, haben wir schließlich einen atemberaubenden Blick bei Sonnenuntergang auf die Akropolis. Die letzten Lichtstrahlen der Sonne lassen die Dächer glänzen und davon abgelenkt hätten wir fast den Mondaufgang auf der gegenüberliegenden Seite verpasst. Hell strahlt der Mond in dem Moment über Athen, als die Sonne untergeht. Atemberaubend. Währenddessen unterhalten wir uns mit dem anderen Radreisenden. Antoine (@bivouac_therapy bei Instagram) kommt aus Frankreich und ist ebenfalls in Richtung Türkei nun auf dem Weg. Er hat spontan bereits für morgen Abend eine Fähre gebucht, die ihn auf eine griechische Insel bringt von welcher er nach Izmir in der Türkei kommt. Anschließend soll es weiter nach Georgien gehen. Wir sind noch immer am überlegen, welche Strecke für uns am sinnvollsten ist. Fahren wir auch mit der Fähre oder nehmen wir doch den Landweg? Schwierige Frage, aber damit wollen wir uns erst morgen beschäftigen. Der Abend ist total nett und nach einem gemeinsamen Picknick laufen wir noch zusammen zurück zu unseren Unterkünften. Dann verabschieden wir uns wieder.



An Tag zwei in Athen steht für uns Sightseeing auf dem Plan. Wir haben uns bei Google Maps zahlreiche Punkte markiert, die wir uns gerne anschauen möchten. Wir starten ruhig im Kerameikos, dem größten antiken Friedhof Athens. Zwischen Gräbern und zerfallenen Mauern lassen sich ganze Geschichten erahnen. Leider bleibt uns das Museum mit seinen Steintafeln und Skulpturen heute verschlossen – aber schon der Blick durchs Tor reicht, um ehrfürchtig zu werden. Hier soll es zudem einige Landschildkröten geben. Aufgeregt halten wir die Augen offen, doch leider sehen wir keine. Ganz anders ein paar Straßen weiter. Hier sehen wir zwar auch keine Landschildkröten, aber das Leben boomt: Psyri – ein Viertel wie ein bunter Stromschlag. Überall Graffitis, handgemachte Ledertaschen, ausgefallene Mode und Lokale mit Livemusik. Der Duft von Souvlaki und geröstetem Kaffee liegt in der Luft, während sich auf den Gehwegen kleine Werkstätten an Cafés schmiegen. Dann wird’s wieder monumental: Die Ruinen von der Hadrians Bibliothek aus dem Jahr 132 n. Chr. lassen nur noch erahnen, wie prächtig das einst war. Direkt daneben die Römische Agora mit ihren Säulen und dem achteckigen Turm der Winde – eine Art antike Wetterstation und Uhr in einem. Beim Denkmal des unbekannten Soldaten erleben wir eine ganz andere Form von Ehrfurcht. Soldaten in traditioneller Tracht halten hier Ehrenwache – stumm, unbewegt. Ein Ort des Gedenkens, der mitten im städtischen Trubel überraschend still wird. Doch dann der Wachwechsel. Innerhalb von Sekunden wächst eine große Menschentraube um die Wachhäuschen. Die Männer heben mit kunstvollen Bewegungen ihre Beine und wackeln mit den Füßen während sie einander ablösen.



Wenig später stehen wir vor dem Panathinaiko-Stadion – komplett aus Marmor gebaut, Austragungsort der ersten modernen Olympischen Spiele im Jahr 1896. Hier weht der Geist der Sportgeschichte zwischen den weißen Rängen. Nicht weit davon entfernt ragen die Säulen des Olympieion auf – ein Tempel für Zeus, dessen Dimensionen einst zu den größten des antiken Griechenlands gehörten. Und obwohl heute nur noch ein paar Säulen stehen, fühlt man ihre Wucht im Bauch. Wir schlendern durch die engen, ruhigen Gassen von Anafiotika, einem fast dörflich wirkenden Viertel direkt unter der Akropolis – weiß getünchte Häuser, Katzen auf warmen Steinstufen, Oleander. Hinter einer Ecke werden wir von einem Straßenmusiker überrascht. Er spricht uns an. Seine erste Frage: “Where are you from?” und schon befinden wir uns mitten in einem Gespräch, welches mit einem Ständchen für Kyra endet. Und dann – natürlich – die Akropolis selbst. Sie thront über allem, wie ein ewiges Versprechen. Wir steigen hinauf, vorbei an Touristengruppen, Selfie-Sticks und staubigen Steinen – doch Tickets haben wir nicht. Es ist für uns einfach zu teuer. Um trotzdem einen Blick hinein zu erhalten, lassen wir den Tag auf dem Nymphenhügel ausklingen. Von hier aus liegt die ganze Stadt vor uns, die Akropolis im letzten Licht, der Verkehr wie ein leiser Strom darunter. Athen ist laut und chaotisch, aber gleichzeitig tief und zeitlos. Und vor allem: lebendig. Bevor wir zurück zur Unterkunft gehen, schauen wir noch bei Decathlon vorbei. Da unsere Uhren jedoch schon ziemlich viele Schritte anzeigen und Michi bereits Blasen an den Füßen hat, entscheiden wir uns den Bus zu nehmen. Auf den letzten Metern zu Decathlon holen wir uns noch ein Eis und eine heiße Apfeltasche von McDonalds, da es uns heute einfach anspricht. Kyra findet eine lange, helle und luftige Hose für die muslimischen heißen Länder und ein neues T-Shirt, bevor wir uns auf die letzten Meter zurück zur Unterkunft machen. Dort setzen wir uns auf die Dachterrasse mit dem Blick auf die angestrahlte Akropolis, denn mittlerweile ist es bereits dunkel geworden. Unser Plan für jetzt: Einen Plan fürs Weiterfahren erstellen. Schnell einigen wir uns darauf, dass wir gerne mit dem Fahrrad über Istanbul fahren möchten, somit entstehen drei Varianten und die Fähre nach Izmir fällt raus: 1. Wir nehmen die Fähre von Athen nach Thessaloniki 2. Wir fahren mit dem Fahrrad hoch an die Küste, über die Insel Euböa und schließlich mit einer Fähre von Volos hoch nach Thessaloniki oder 3. wir fahren den kompletten Landweg mit Delphi und Meteora nochmal zurück ins Landesinnere. Für alle drei Varianten schreiben wir die zu erwartenden Kosten, Kilometer und Höhenmeter auf und entscheiden uns schließlich für Variante zwei, denn hier erwarten uns auf Euböa heiße Quellen, auf welche wir schon lange Lust haben. Nach dieser Entscheidung heißt es nur noch: Gute Nacht!


