Tag 307 - Traumstrand

Fahrrad-Weltreise: Cantorato nach Foresta

04.04.2025

Lesedauer ca. 4 min

Wir erwachen vom Rauschen der Wellen, die sanft gegen den Strand rollen. Ansonsten ist dieses Fleckchen Kalabrien ruhig und menschenleer. „Frühstück?“, fragt Michi Kyra und sie antwortet mit einem fröhlichen:“Au ja!“ Während das Müsli lautstark in die Metallbecher purzelt, geht die Sonne auf. Es ist einfach… herrlich! Das Unwetter der Nacht hat uns weitgehend verschont und heute ist nichts mehr davon zu erahnen. Nach dem Frühstück darf Fridolin ein wenig die Szenerie einfangen. Leider gelingt uns kein Durchflug durch das Zelt, da es einfach zu schmal oder Fridolin zu ausladend ist. So bauen wir das Zelt ab und genießen noch ein bisschen „la dolce vita“ mit baden und sonnen bei 15 °C sowie prallen Sonnenschein. Wir waschen noch schnell Wäsche im Meer und stellen fest, dass Kyra eine Socke fehlt. Wir radeln zurück über die Felder zur SS 106. An einer Baustelle halten wir bei der Ampel und ein deutsches Wohnmobil kommt hinter uns zum Stehen. Freudig winken sie uns und wir wünschen uns gegenseitig:“Einen schönen Urlaub… Bei dem Wetter!!!“ Dann springt die Ampel auf grün und wir lassen alle Autos vor. Doch es sind so viele, dass wir erneut vor der roten Ampel stehen, bevor wir überhaupt losfahren konnten. Beim zweiten Mal Grün fahren wir los. Wir radeln beständig gegen den Wind, der uns konsequent und unerbittlich entgegen weht. Einziger Trost ist die Farbenpracht am Straßenrand. Es ist Frühling! In allen Farben leuchten und unzählige Blumen entgegen und zaubern ihren Duft in die Luft. Nach etwa 15 km erreichen wir einen Conad Supermarkt und Michi springt schnell hinein. Nach einer Weile kommt er mit Pistazieneis, Brötchen, Bonbons, Chinotto- und Limonen-Limonade, Käsescheiben, Schokopudding, Mortadella und Mozzarella zurück. So ein Durcheinander passiert, wenn man mit Plan einkauft, die individuellen Gelüste berücksichtigt und dann, mittlerweile ziemlich hungrig, auf Angebote und Besonderheiten, wie die Pistazien-Bonbons, stößt. Das Tagesbudget ist zwar erschöpft, aber Zucker haben wir nun für die nächsten Tage. Kyra telefoniert noch mit ihrer Oma und Michi mit seiner Schwester. So schieben wir die Fahrräder, wie so oft auf unserer Fahrrad-Weltreise zu einer Bank, breiten unser Essen aus und schlemmen. Erst das Eis, dann die Brötchen, dann den Pudding und zum Test zwei Bonbons… erneut enttäuschen diese…

Wir suchen somit weiter nach guten und preiswerten Bonbons. Als wir gerade fertig sind, radeln zwei ältere Radreisende an uns vorbei. Wir grüßen uns und… weg sind sie. „Das sind die ersten Radreisenden seit… Pompeji!“, stellt Kyra fest. „Die bekommen wir. Komm!“, sagt Michi freudig. So rasen wir den beiden so gut es geht auf der Bundesstraße hinterher. Nach ein paar Kilometern gegen den Wind haben wir die beiden doch eingeholt. Wir halten an einer Abfahrt und reden etwas über das Radreisen. Sie sind nach Palermo geflogen und mit ihren Fahrrädern ohne „E“, einmal um Sizilien geradelt. Jetzt geht es nach Matera und dann in Richtung Neapel, dort treffen sie ihre Frauen und anschließend wollen sie weiter nach Deutschland radeln. Respekt! Somit steht ihnen noch ein Großteil ihres Abenteuers bevor. Doch für heute heißt es für sie erst einmal eine Unterkunft finden. Wir verabschieden uns und sagen schon einmal bis bald, da wir in dieselbe Richtung fahren. Mit Zelt, Elektronik und Kleidung für alle Jahreszeiten sind wir doch ein wenig mehr beladen und, wenn wir uns kein Rennen mit Traktoren liefern oder andere Radreisende einholen wollen, etwas langsamer unterwegs. Somit schwingen wir uns erneut auf den Sattel und schleichen davon. Die Bundesstraße neben dem Meer ist mäßig befahren und hat häufig einen asphaltierten Seitenstreifen, sodass wir insbesondere den LKW gut Platz machen können. Manche winken und Hupen freundlich und anfeuernd. Nach einer Weile fangen wir an unsere Gemüter mit unserem Radlied, seit unserer ersten größeren Radtour aufzuheitern. Voller Inbrunst trällern wir „Drunt‘ in der greana Au“, ein bayrisches Lied, das einem mit jeder Strophe mehr Atem abverlangt. Schon überholen uns die beiden anderen Radler und erfreuen sich auch an unserem Gesang. Einige Kilometer und leider auch etliche Tierkadaver am Straßenrand später, sehen wir uns für heute ein letztes Mal. Wir überholen die beiden, sie holen uns ein und suchen dann im nächsten Ort nach einer Unterkunft. „Viel Glück und eine gute Reise“, wünschen wir Ihnen im Vorbeifahren. So langsam beginnt auch unsere Suche nach einem geeigneten Platz. Wir fahren von der Bundesstraße ab und gelangen zu einem Strand. Ein älterer Italiener packt gerade seine Angel ins Auto. Wir unterhalten uns etwas und er zeigt uns Bilder von seinem gestrigen Fang. Heute ging er leider leer aus. „Domani“, sagt Kyra und er muss lächeln. Ja morgen ist auch noch ein Tag. Wir verabschieden uns und rollen zum Kochen den Strand nach ganz hinten durch. Ein Regenschauer erwischt uns und somit essen wir spontan unter der Plane Pasta mit dem Olivenöl von Eusebios Olivenhain und Mozzarella, Tomaten sowie Mortadella. Lecker! Dann senkt sich die Sonne, der Regen lässt nach und wir bauen das Zelt auf. Den streunenden Hund, der uns beim Kochen beobachtet hat, sehen wir zum Glück nicht mehr und somit heißt es: Gute Nacht!