
Tag 246 - Haare ab
Fahrrad-Weltreise: Javea (kein Radfahren)
02.02.2025
Als wir erwachen, ist es bereits etwas später als die vergangenen Tage. Das Bett ist einfach zu gemütlich und wir haben uns bereits etwas an diesen Luxus gewöhnt. Doch Michi muss auf Toilette und steht deshalb auf. Er läuft die zwei Etagen runter ins Erdgeschoss, geht auf Toilette und macht uns einen Kaffee. Kurz sieht er Daniela noch, bevor sie das Haus verlässt und zur Arbeit geht. Dann kommt er wieder hinauf. Gemütlich trinken wir im Bett unseren Kaffee und genießen die freie Zeit, bevor wir gleich mit der Arbeit für den Blog beginnen wollen. Dann entscheiden wir uns um. Wir wollen doch zunächst duschen und uns anschließend gegenseitig die Haare schneiden. Als Daniela gestern hörte, dass wir dringend einen Haarschnitt brauchen, hat sie uns extra die Schere von Alberto rausgelegt. Diese Möglichkeit wollen wir nun natürlich nutzen. Somit springen wir schnell unter die Dusche und bereiten alles fürs Haare schneiden vor. Leider finden wir auch nach einigem Suchen das gute Video vom letzten Mal Haare Schneiden nicht mehr. Andere Videos scheinen uns nur halb so gut. Trotzdem müssen wir irgendwie beginnen. Anders als letztes Mal, ist zunächst Michi dran mit Schneiden und Kyra darf sich setzen. Er beginnt bereits zweifelhaft, doch während er immer mehr Haare von Kyras Kopf fallen lässt, ist er der Verzweiflung fast nah. “Ich will dich nicht verhunzen”, sagt er, während er weitere Schnitte tätigt. Durch diese Aussagen kommt auch Kyra der Verzweiflung nahe, doch das Ergebnis lässt sich, wie beim letzten Mal sehen. Die Haare sind etwas kürzer, insbesondere am Nacken, und fallen nicht mehr so sehr ins Gesicht. Perfekt! Nun ist Kyra mit Schneiden dran und Michi darf sich setzen. Das ganze Spiel wiederholt sich, nur dass Kyra diesmal verzweifelt. “Sollen wir doch den Rasierer nutzen?”, fragt Michi und Kyra nickt. Doch, als wir den Rasierer ein paar Mal über den Hinterkopf gezogen haben, scheint dieser nicht so wirklich zu funktionieren. An wenigen Stellen sind die Haare ab und an anderen nicht. Jetzt verzweifelt Kyra so richtig: “Oh nein! Der funktioniert nicht richtig!”. “Dann musst du halt doch schneiden”, reagiert Michi darauf. “Das geht nicht! Jetzt sind einige Haare kurz und andere lang!”, entgegnet Kyra. Michi versucht es selbst mit dem Rasierer, doch es funktioniert weiterhin nicht. Erst nach einigen Minuten klappt es langsam. Immer mehr Haare verschwinden von Michis Kopf. Da die Haare oben jedoch noch sehr lang sind, beginnt Kyra erneut mit der Schere zu schneiden und das funktioniert gut. “Ich glaube, wir haben es gerettet bekommen”, stellt Kyra nach weiteren Schnitten erleichtert fest. Michi guckt in den Spiegel und ist zufrieden. Anschließend passt Kyra nur noch den Nacken an und schneidet die Ohren frei. Fertig! Wäre das erste Mal Haare Schneiden so ein Drama gewesen, hätten wir es bestimmt kein zweites Mal versucht.



Als wir den Boden von allen Haaren befreit haben und Michi nochmal unter der Dusche war, um seinen Nacken ebenso von den Haaren zu befreien, gucken wir verdutzt auf die Uhr. “Was? Wir haben es schon 15 Uhr?” stellen wir fest. Um den Schock zu verarbeiten trinken wir in Ruhe einen Kaffee und machen nicht mehr viel. Draußen bauen wir das Zelt auf und spritzen es mit Wasser ab. Die spanische Halbwüste hatte eine dicke Staubschicht hinterlassen. Während Kyra die bereits geschriebenen Beiträge mit den Fotos hochlädt, guckt Michi etwas bei Instagram. In dem Moment, als Kyra fertig ist, kommt Daniela von der Arbeit durch die Tür. Sie ist noch ganz vertieft in ein Telefonat. Michi ist kurz zuvor nochmal raus, um unsere letzte Lieferung von den Schließfächern bei der Tankstelle abzuholen. Zum Glück ist der Pumpsack für Kyras Isomatte noch rechtzeitig gekommen, obwohl wir bereits eine Warnung erhalten hatten, dass es zwei Tage später werden könnte. Als Daniela auflegt, ist Michi bereits zurück und wir fragen, wie die Arbeit war. Sie lobt unsere neuen Frisuren und schon machen wir uns abfahrbereit. Mit Danielas Auto holen wir Alberto vom Labor ab, welcher mit seinem Auto hinter uns her fährt. Am Lokal angekommen, haben wir Glück, dass es geöffnet hat, denn andere Daniela bekannte Tapasbars hatten heute geschlossen.


Wir gehen hinein und sind sogleich mit der Auswahl der verschiedenen Tapas überfordert. Aus diesem Grund überlassen wir die Auswahl ganz den beiden. Anders als wir dachten, werden nicht alle Tapas gleichzeitig serviert, sondern nacheinander gebracht. So stehen meist zwei unterschiedliche Sachen auf unserem Tisch. Wir beginnen mit etwas Brot und dazu Aioli, gehackte Tomatenpaste und eingelegten Oliven mit Gurken. Obwohl Kyra eigentlich keine Oliven isst, schmecken ihr diese ganz ausgezeichnet. “Nicht zu vergleichen mit den Oliven in Deutschland”, stellt sie laut fest. Daniela nickt und Alberto berichtet, dass seine Oma früher auch schon einmal Oliven selbst eingelegt hat, nur nicht mit Gurken. “Vielleicht sind Oliven mit Gurken ein neuer Verkaufsschlager für alle Menschen, die eigentlich keine Oliven mögen”, scherzt Kyra. Als nächstes kommt der Oktopus (Krake a feira). Daniela und Alberto sind ganz gespannt, ob uns dieser schmeckt. Wir probieren etwas skeptisch und sind von der wabbeligen Struktur am Rand nicht ganz angetan, doch der Geschmack ist gut. Gemeinsam essen wir den großen Teller auf. Es geht weiter mit leckeren spanischen Kroketten und den Albondigas, spanische Hackfleischbällchen in Tomatensoße. Da wir beide bei Outi diese selbst gekocht hatten, ohne sie je gegessen zu haben, sind wir besonders gespannt. Sie schmecken ganz anders als die, die wir gekocht hatten, aber wir können nicht sagen, welche Variante besser ist. Einfach sehr verschieden. Dann folgen Artischocken und Chipionnes, frittierte kleine Tintenfische mit Zitrone. Diese schmecken uns besonders gut. Zum Abschluss erhalten wir noch Fleisch auf Pommes, die Kyra gut schmecken und Michi etwas zu salzig sind.






Am Ende sind wir richtig satt und von der Art spanische Tapas zu essen begeistert. Wir mögen das gemütliche langsame Essen mit allen zusammen aus einer Schüssel. Aber auch der Geschmack hat uns überzeugt. Wir sind sehr froh, dass wir die Tage so viele Möglichkeiten hatten, traditionelles spanisches Essen zu probieren. Zum Nachtisch bestellen wir uns noch Käsekuchen, spanischer Apfelkuchen aus Blätterteig mit Vanilleeis, Torrijas (spanischer Arme Ritter) und Schokoladenmouse. Erneut stellen wir alle vier in die Mitte und probieren von allem ein Viertel. Die Schokoladenmouse ist besonders lecken, doch die Torrijas leider etwas säuerlich. Daniela sagt dem Kellner Bescheid, dass die Milch vielleicht nicht mehr so gut war. Dann sind wir plötzlich die letzten im Lokal und es ist bereits spät. Ganze 2 Stunden haben wir gesessen und genossen. Nun wird es Zeit zu gehen. Daniela hatte uns bereits, bevor wir losgefahren sind, vorgewarnt, dass sie uns gerne auf diesen Abend einladen möchte. Sie erklärte uns, dass sie sich so sehr gefreut hat, dass wir an sie gedacht haben und wir mit dem Fahrrad vorbei gekommen sind, dass es ihr eine Freude wäre. Wir haben nach leichtem Widerstand eingewilligt. Die beiden haben die vergangenen Tage bereits so viel für uns getan. Wir durften kostenfrei bei ihnen wohnen und essen, dass wir uns etwas schlecht fühlen. Doch die Einladung von Daniela kommt von Herzen und wir freuen uns natürlich sehr. Nachdem sie bezahlt hat, verlassen wir das Restaurant. Alberto muss noch einmal zur Arbeit ins Labor und wir drei fahren nach Hause. Trotzdem es bereits spät ist, schaffen wir es nicht sofort ins Bett zu gehen. Zu viele Gesprächsthemen sind noch da und nicht vollendet. Wahrscheinlich könnten wir noch eine ganze Woche bleiben und trotzdem würden wir uns immer wieder verquatschen. Doch morgen müssen wir alle früh aufstehen und so wird es langsam Zeit ins Bett zu gehen. Eine letzte Nacht im Haus von Danila und Alberto bricht an. Wir schlafen satt, glücklich und zufrieden ein. Gute Nacht.


