Tag 43 - Touritour durch Edinburgh
Radpausetag
Nach einer langen und erholsamen Nacht wachen wir auf dem noch stillen Campingplatz auf. Das Zelt hat sich ordentlich erwärmt und wir vernehmen leichte Sonnenstrahlen, die sich durch das leichte Wolkendach bahnen. Wir wälzen uns aus den Schlafsäcken uns genießen für einige Zeit die Ruhe. Emil und Elias, die wir trotz vieler Warnungen vor Diebstahl draußen haben stehen lassen müssen, sind noch da. Aus deren Taschen kramen wir frische Anziehsachen und bereiten anschließend das Frühstück vor. Heute gibt es ein Super-Müsli: Knusperschoko-Müsli gemischt mit Schweizer Müsli, Blaubeeren, Apfelstückchen, Milch und Zitronenjoghurt. Es schmeckt unglaublich lecker! Während der Campingplatz bereits in Aufbuchsstimmung ist, versuchen wir die wenigen Sonnenstrahlen mit unseren Solarpanel einzufangen, um die fast leeren Powerbanks zu laden. Leider gibt es auf dem Campingplatz keine Steckdosen, die wir nutzen können. Anschließend gehen wir zur Rezeption, um nach einem sicheren Platz für unsere Drahtesel zu fragen, während wir uns Edinburgh anschauen wollen. Im Gegenteil zu gestern stellt das kein Problem da, wir können die Fahrräder in 10 min bringen. Nun müssen wir uns beeilen.Wir gehen schnell zu den Eseln zurück, sperren diese auf und packen alles, was wir für den heutigen Tag brauchen.Anschließend laufen wir schnell zur beschriebenen Stelle zurück, an welcher Emil und Elias eingesperrt werden. An beiden lassen wir jeweils 4 Taschen dran, ob das passt? Es stellt sich schnell heraus: Es ist gar kein Problem. Im Schuppen stehen nur die zwei Fahrräder unserer niederländischen Zeltnachbarn. Emil und Elias werden mit deren Taschen sicher untergestellt, nochmal zur Sicherheit abgeschlossen und wir machen uns auf dem Weg zum Bus, welcher uns in die Innenstadt von Edinburgh fährt.
Das erste was wir wahrnehmen ist die Edinburgh Castle. Majestätisch thront die alte Burg und Kaserne aus dem 11. Jahrhundert oberhalb der Stadt. Bevor wir uns diese jedoch näher anschauen können, ist erstmal etwas anderes wichtig. Wir benötigen dringend eine Toilette und diese ist gar nicht so leicht gefunden. Als das Notwendige dann jedoch erledigt ist, gehen wir durch den Princes Street Gardens der Burg entgegen. In der Parkanlage findet heute ein internationales Fest statt. Das Edinburgh Karneval Festival zieht mit bunten Tänzer*innen an uns vorbei. Überall wird getrommelt und getanzt. Dabei zieht das fröhliche Fest viele interessierte Besucher*innen an. Am Ende des Parks gehen wir eine Treppe hinauf, neben der die historische Blumenuhr steht. Die seit 1903 jedes Jahr neu gestaltete Blumenuhr ist hübsch anzusehen und zeigt uns die genaue Uhrzeit an.
Auf der anderen Straßenseite laufen wir an der National Gallery of Scotland vorbei und haben einen fantastischen Ausblick auf das Scott Monument und den East Princes Street Garden. Dabei lauschen wir weiterhin den melodischen Klängen des Karnevalfestivals und sehen einen asiatischen Drachen eine Choreografie vollziehen. Wirklich hübsch anzusehen! Anschließend gelangen wir über kleine Seitenstraßen auf die High Street und stehen unmittelbar vor der Edinburgh Castle.
Bevor wir hineingehen, beobachten wir noch eine Weile einen im schottischen Kilt spielenden Dudelsackspieler und darauf eine Violinistin. Unter die musikalischen Klänge mischen sich die Geräusche der Stadt. Autos und Busse bahnen sich ihren Weg durch die Menschenmasse und allerhand Sprachen schallen durch die Straße. Der kurze Moment des Innehaltens tut gut und wir atmen tief durch, bevor uns das Getümmel erneut mitzieht. Die Burg ist aufgrund eines heute Abend stattfindenden Orchesters komplett durch Bühne und Sitzplätze eingehüllt und auch die Tickets zur Besichtigung sind für heute ausverkauft. Schade, aber nicht schlimm für uns. Wir drehen um und gehen an the Scotch Whisky Experience vorbei in Richtung Grassmarket. Die Victoria Street, welche dorthin führt, überrascht uns. Die bunt gestalteten Läden überzeugen uns sofort und wir können sofort glauben, dass J.K. Rowling im Café The Elephant House stundenlang an ihren Büchern geschrieben hat. Auf dem Grassmarket bleiben wir nur kurz und besuchen etwas ausführlicher die St. Giles Cathedral.
In dem imposanten gotischen Bauwerk aus dem Mittelalter gefiel uns besonders die Thistle Chapel, die Kapelle des Distelordens, aus dem Jahr 1911. Die handwerkliche Tradition der Kapelle mit Stallplatten, Wappen und Bannern der Ritter wird bis heute fortgeführt und die Distelritter treffen sich mindestens einmal im Jahr dort. Als wir die Kirche verlassen, grummelt uns der Margen und es wird Zeit etwas zu essen. Direkt in unserer Nähe befindet sich The Haggis Box und wir entscheiden uns das schottische Nationalgericht zu probieren.
Haggis besteht aus dem Magen eines Schafes (paunch), der mit Herz, Leber, Lunge, Nierenfett und Zwiebeln sowie Hafermehl gefüll ist. In dem einfachen, aber netten Café wird dies mit Rüben- und Kartoffelstampf serviert. Wir entscheiden uns für eine Whisky-Senf-Soße dazu und wir hätten es nicht gedacht, aber es schmeckt richtig lecker! Da wir uns dazu entschieden haben, uns ein Gericht zu teilen, ist dieses schnell aufgenascht und nun zieht uns das Schild von gegenüber mit „free Fudge“ an. Wir probieren ein kleines Stück und sind aufgrund der süße, doch ein bisschen abgeschreckt. Erneut drückt unsere Blase und wir landen spontan zum Toilettengang im Pub „Jolly Judge“. Wir machen große Augen, als wir den Pub betreten. Das alte Gebäude nimmt uns sofort in seinen Bann. Die Decke ist aus Holz und an der Theke mit Geldscheinen überseht. Auf den Geldscheinen stehen zum Teil Wörter und Sätze. Natürlich müssen wir hier noch etwas trinken und so bestellt sich Michi ein Bier und Kyra einen Cidre. Beide schmecken lecker! Neben uns am Tisch wird ein Whisky Tasting durchgeführt und wir können mit einem Ohr zuhören. Was für ein Glücksgriff. Als wir unsere Getränke ausgetrunken haben, wird es Zeit die Stadt zu verlassen. Noch einmal suchen wir, durch Bier und Cidre getrieben, eine öffentliche Toilette auf und fahren mit dem nächsten Bus zum Campingplatz zurück.
Der entspannte Tag neigt sich so langsam dem Ende, doch wir möchten ihn noch etwas genießen und entscheiden uns im Restaurant am Campingplatz essen zu gehen. Es gibt Burger und Nudeln mit Scampis. Beides ist sehr lecker! Zum Nachtisch Cheesecake und Toffee mit Eis. Ebenfalls beides gut. Den restlichen Abend nutzen wir nur noch zum Wäsche waschen und Blog schreiben. Kurz quatschen wir noch mit einem deutschen Paar, welches mit ihrem Camper am Strom hängt und unsere Powerbanks auflädt. Darüber sind wir sehr dankbar, denn auf dem Campingplatz haben wir weiterhin keine funktionierende Steckdose gefunden. Als der Campingplatz immer leider wird und die Dunkelheit uns umhüllt, sind wir müde und fertig für den heutigen Tag. Gute Nacht!