Tag 52 - Armer Elias (23.07.2024)
Von Inverness zum Loch Ness und zurück
Obwohl es in der Nacht geregnet hat und wir unsere frische Wäsche draußen auf der Leine gelassen haben, ist am nächsten Morgen fast alles getrocknet. Auch das Zelt ist lediglich an wenigen Stellen feucht, denn erneut beginnt der Tag mit wunderschönem Wetter. Der Himmel ist fast komplett blau und in der Sonne ist es heiß. Zum Frühstück gibt es Müsli mit Obst und Milch. Karen kommt hinzu und wir drei trinken gemeinsam Kaffee und Tee. Sie gibt uns noch ein paar Tipps zur weiteren Route und welche Straßen wir aufgrund des starken Verkehrs lieber auslassen sollten. Anschließend setzt sie sich raus in den Garten, um vor der Arbeit noch ein paar Sonnenstrahlen zu genießen. Im Garten hat Karen einige Nutzpflanzen. Darunter auch Erdbeeren und Himbeeren, die bereits dunkelrot zum Essen einladen. Wir dürfen uns bedienen, was insbesondere Kyra sehr freut. Als Karen zur Arbeit fährt, packen wir die letzten Sachen zusammen und machen uns auf den Weg zum Loch Ness. Ob wir Nessie finden? Doch zuvor gehen wir einkaufen. Der Hunger scheint erneut groß, denn Kyra kommt mit zahlreichen Leckereien zurück. Wir genießen schnell jeder ein Croissant, bevor unser Weg uns weiter führt. Am Fluss Ness angelangt sehen wir einen anderen Radreisenden. Neck kommt aus Kanada. Er hat vor einem Monat die Uni beendet und nun bis sein Job im neuen Jahr anfängt Zeit. Er möchte von UK bis in die Türkei fahren. Seine Pläne hören sich spannend an. Ein paar Tage wird er auch durch Deutschland fahren. Vielleicht sehen wir ihn irgendwo auf der Route erneut? Wer weiß… Man sieht sich immer zweimal im Leben und wir bleiben über Instagram in Kontakt. Nur wenige Meter weiter finden wir unseren über Komoot rausgesuchten Wasserspender, füllen alle Flaschen auf und machen uns erneut erneut auf den Weg in Richtung Loch Ness.
Zunächst geht es über eine schmale Brücke, über eine Hauptstraße und schließlich einen netten Fahrradweg, der uns an der Südseite des Sees entlang führt. Unser Plan ist bis zur Höhe der Burg Urquhart zu fahren und anschließend zurück, erneut in Richtung Norden. Für einen so bekannten Ort, wie Loch Ness, machen wir gerne den kleinen Umweg. Schließlich sind wir ziemlich neugierig, ob uns Nessie begegnet. Eine rasante Abfahrt mit einigen kaputten Asphaltstellen durch die nebenstehenden Bäume wird jedoch für Elias zum Verhängnis. “Was ist das für ein Geräusch?” fragt Kyra irritiert. “Ich weiß nicht… Vielleicht die Bremse? Lass mal anhalten”, antwortet Michi. Am nächsten “Passing place” bleiben wir stehen und Michi baut das Vorderrad aus. Das Vorderrad dreht sich kaum, es wird irgendwie geblockt. Die Bremse scheint es jedoch nicht zu sein, denn wir drehen diese komplett lose und trotzdem blockiert irgendetwas das Rad. “SCHEIBE! Der Dynamo”, sagt Michi. “Guck mal! Das ist kaputt gerissen. Der ist nicht mehr zu retten…” sagt er weiter. Mist! Damit das Rad jedoch nicht mehr blockt und wir irgendwie zu einem Fahrradgeschäft kommen, baut Michi den Dynamoanschluss ab und wir rollen langsam und Vorsicht die letzten Meter zum See bergab. Bei jedem Bremsen wackelt das Vorderrad und wir machen uns große Sorgen, ob eine schnelle und günstige Lösung gefunden werden kann. Wir sind sauer und enttäuscht. Auf dieser Tour geht einfach so viel kaputt. Erst Kyras Ständer dirkt an Tag 1, die Pumpe vom Kocher, Michis Hinterradbremse, die sich nicht mehr verstellen lässt, das Zelt hat 3 kleine Löcher, Michis Hosen mussten wir aufgrund von Löchern nähen, Michis Regenhose hält nicht dicht und unsere Schuhe gehen bereits kaputt. Bestimmt ist die Aufzählung sogar noch länger… Das ständige reparieren und basteln macht uns verrückt. Es raubt nicht nur Zeit, sondern nimmt uns aktuell auch etwas Freude. Manchmal streiten wir, weil es so nervig ist und wir uns schließlich gegenseitig nerven. Doch… wir finden auch für alles eine Lösung oder können bestimmte Dinge aufschieben. Unser Kocher läuft zum Beispiel aktuell mit Gas und nicht Benzin. Michis zwei Hosen konnten wir nähen und der Ständer von Emil wurde in der Nähe von Rotterdam repariert. Das Zelt hält trotzdem noch dicht und die Hinterradbremse von Elias arbeitet… Der Gedanke daran bringt Licht ins Dunkel.
Nun setzten wir uns jedoch erstmal an den See und essen etwas zum Mittag. Es gibt das restliche Olivenbrot mit Käse und Pesto sowie einige Süßigkeiten. Nachdem wir Nessie (ganz bestimmt) gefunden haben, fahren wir zurück nach Inverness. Bis zum rausgesuchten Punkt auf Höhe der Burg haben wir es zwar nicht geschafft, aber wir waren am See. Zudem haben wir Glück und wir dürfen eine zweite Nacht im Garten von Karen schlagen, bevor wir morgen ein Fahrradgeschäft aufsuchen. Es ist ein Segen so nette Menschen auf der Reise kennenzulernen. Ohne Zwischenfälle fahren wir zurück und dürfen Karens Haus benutzen, ohne, dass sie zu Hause ist. Am Telefon sagte sie zu uns nur, dass wir uns ja auskennen. So unglaublich nett und hilfsbereit! Ihre Tochter ist zu Hause, mit der sich Michi kurz unterhält. Wir bauen das Zelt auf, telefonieren mit Freunden in der Heimat und fallen bevor Karen nach Hause kommt kaputt in den Schlafsack. Gute Nacht!