Tag 12 - Frankreich! (13.06.2024)
Huizingen - Lille
Wir erwachen im Sonnenschein und Autos braußen auf der Autobahn neben uns dahin. Der kleine Campingplatz schläft noch tief und fest. Routine ist eingekehrt. Wir packen alles ein und das leicht nasse Zelt wird zum Trocken während der Morgenhygiene in die Sonne gehangen. Der Besitzer des Platzes fährt los, sieht uns aber nicht mehr. Eine seiner Katzen bewacht noch unser Zelt, als wir mit Zähneputzen fertig sind. Dann geht es los. Über Halle folgen wir der Chaussée d‘ Enghien. Es geht auf und ab. Noch sind wir Hügel nicht allzusehr gewöhnt, aber es klappt bereits ganz gut. Immer wieder hängen Bäume und Sträucher oder parken Autos auf dem Radweg. So wechseln wir fröhlich zwischen Straße und Radweg.
Dann velassen wir die auch von LKW befahrene Straße und folgen kleinen Nebenstraßen auf lokalen Radwegen. Diese schlängeln sich durchs teils dicht bewachsenes Grün. Eine Gruppe von mind. 25 Ausflüglern mit Guides kreuzt unseren Weg und man grüßt sich. Dann geht es gegen den Wind hinaus auf die Felder und… Straßensperrung. Zum Glück gibt es eine Umleitung mit einem kleinen Umweg und einem scheinbar leerstehenden Leckerbissen. Wir genießen den Blick über die Felder und gelangen zum Euro Velo 5.
Dieser ist super ausgeschildert. Rennradfahrer grüßen uns und wir wechseln von Nebenstraße zu super Radweg und zurück zur Nebenstraße, als dieser wieder gesperrt ist. Links und rechts der befahrbaren Teilstücke sind zahlreiche Sitzgelegenheiten sowie eine kleine, dem Weg folgende Ausstellung mit Aufnahmen lokaler Künstler. Es werden verschiedene Mottos behandelt – Natur, Nacht, Leben nach dem Atomkrieg/in der zerstörten Natur?! Teilweise sind diese etwas verstörend, aber einige andere Aufnahmen finden wir echt faszinierend. Wir lösen uns und folgen weiter dem immer besser werdenden Euro Velo. Eine wahre Fahrradautobahn und der Wind ist nun auch in unserem Rücken. Wir rasen dahin und… quieeeeetsch! Ist das das Ende?
Mitnichten, aber der Weg endet unverhofft in einem Feld. Somit weichen wir auf den hitorischen Radweg aus einer Zeit, als Fahrräder noch Kutschen bzw. zumeist Füße waren aus. Wir holpern zurück auf eine Nebenstraße und erreichen einen Knotenpunkt. An diesem vereinigen und kreuzen sich Euro Velos, nationale Fernradwege und kleine lokale Routen. Wir knicken links ab und folgen der Bovenschelde, die gemütlich, von Bäumen gesäumt dahinplätschert. Binnenschiffe schippern dahin und nutzen die Zeit, um das Schiff zu putzen und über die Reling gbäugt den Lack auszubessern.
Wir folgen dem Euro Velo 5 weiter am Canal de l‘ Espierres entlang. Folgen einer Umleitung mitten hinein in einen überwucherten Feldweg auf der anderen Seite des Kanals. Insbesondere Michi ist etwas verärgert. „Wäre immerhin eine Baustelle oder irgendetwas auf der anderen Seite.. Aber so muss das doch echt nicht!“, sagt er erboßt. Es ist wirklich nichts zu erkennen und lokale Radfahrer ignorieren die Umleitung. Sie winken fröhlich von der gut geteerten Straße in unser Dickicht herüber. Zu allem Überfluss wartet am Ende des Weges ein klenes Wehr mit zwei schmalen „Übergängen“, die laut Schild den Weg der Umleitung darstellen sollen. Wir beginnen sauer abzupacken, als wir Spaziergänger bei dem Wagnis der Überquerung beobachten. Es geht gut ist jedoch echt eng, alt und wackelig. „Komm wir fahren über die Autobrücke!“, beschließt Kyra. Ein weiser Entschluss, der vermutlich auch deutlich Zeit spart. Auf der anderen Seite angelangt nutzen wir schnuntzelnd den lokalen „Sauf Service“ und rollen unserer Wege.
Nach ein paar Kilometern treffen wir auf einen Belgier und Engländer. Freundlich winken sie uns heran und wir plaudern über das Radfahren. Der Engländer warnt uns vor Schottland, wo er jedes Jahr Urlaub mache. Er hat viel in Europa gearbeitet und lebt nun im Ruhestand mit Katze und Frau auf einem schönen Schiff. Allerdings musste er ein kleines Haus in England kaufen, da er aufgrund des Brexits nur drei Monate in Belgien, dann drei Monate in Frankreich und dann in England. Der Belgier hat ein Treffen mit seiner Schwester und begleitet uns noch eine Weile. Dann verabschieden wir uns. Schwups sind wir in Frankreich. Erreichen die Vorstädte von Lille. Wir tauchen ein in die Stadt und ein Franzose spricht uns bei einem kurzen Halt freundlich an, ist begeistert und wünscht uns eine gute Fahrt. Wir rollen fröhlich weiter. Das steht Jimmy winkend an der Straße und Lena kommt hinzu. Sie kann sich natürlich nicht an uns erinnern und fremdelt zu beginn etwas. Dann bekommen wir beide jedoch zwei Herzen und Bilder geschenkt. Audrey kommt hinzu und die Freude ist komplett. Wir laden ab, was wir für die Nacht brauchen, verstauen die Drahtesel in einer Garage und lassen uns erschöpft auf Stühle im Garten fallen. Wir trinken ein Bier und plaudern. Dann gehen wir kurz duschen. Wir genießen weiter den Abend bis sich Lena ins Bett verabschieded. Da es kälter wird, wechseln wir in das kleine alte Reihenhaus. Es wurde schön in Eigenregie renoviert. Jimmy hat noch gekocht. Es gibt marokanische Tajine. Mhmmm, köstlich! Dann werden wir alle etwas schläfrig und wünschen uns gemeinsam gegen 0 Uhr eine gute Nacht!