Tag 180 - Ein netter Abend (28.11.2024)
Kein Radtag
Wir erwachen zum zweiten Mal in unserem Hotelzimmer. Sofort stellen wir fest, wir sind noch nicht bereit weiterzuziehen und benötigen einen weiteren Tag Pause. Wir sind müde, alle Muskeln tun uns weh und wir fühlen uns einfach nicht bereit, auf dem Fahrrad zu sitzen. Also ziehen wir uns schnell an und gehen runter zur Rezeption. Dort buchen wir eine weitere Nacht, aber ohne Frühstück. Nun haben wir noch unser Frühstück der letzten Nacht. Wir gehen erneut rüber in das Café und bestellen diesmal beide ein Toast statt Croissant. Dazu haben wir wie auch gestern Cornflakes, Obst, Joghurt, Orangensaft und einen Kaffee. Das Rührei wird fast vergessen und erhalten wir auf Nachfrage von Kyra. Der Bedienen ist das ganz unangenehm, weshalb wir noch eine weitere Scheibe Toast gratis erhalten. Für uns macht das gar nichts, wir lassen uns heute gerne die Zeit, immerhin haben wir durch unsere spontane Entscheidung einen Tag mehr in Santiago gewonnen. Das Wetter draußen ist währenddessen himmlisch. Es ist keine einzige Wolke am Himmel. Eigentlich ist es Zeit für kurze Sachen, doch die Anstrengung der letzten Tage lässt unseren Körper ganz schön arbeiten, weshalb uns eher zu kalt, als zu warm ist. Nach dem Frühstück laufen wir zum Handygeschäft und geben Michis Handy für circa eine Stunde ab. Die Inhaber haben den kaputten USB-C Anschluss bestellt und er ist pünktlich angekommen. In der Zwischenzeit möchten wir noch einmal in die frühe Pilgermesse um 12 Uhr. Vielleicht haben wir Glück und erwischen eine Messe mit Weihrauch, viel Hoffnung haben wir jedoch nicht. Leider ist es tatsächlich so und wir haben erneut keinen Weihrauch in der Messe. Trotzdem ist diese eine wunderbare Auszeit vom Tag. Wir treffen einen anderen Radreisenden, den wir bereits gestern kurz vor der Kathedrale gesehen hatten. Er kommt aus Frankreich und möchte ebenfalls weiter nach Fisterra. Seine neue Idee ist jedoch nicht mit dem Rad zu fahren, sondern den Bus zu nehmen. Anschließend nimmt er von Santiago den Zug in Richtung Porto, da ihm der Abschnitt in den Westen und Süden zu hügelig und langweilig ist. Wir können das gut verstehen, doch unser Anreiz ist das Radfahren und deshalb bleiben wir bei unserer Entscheidung mit dem Rad alles zu fahren. Obwohl das Wetter gut ist, zieht es uns nach der Messe zunächst zum Hotel zurück. Wir sind müde und brauchen eine kurze Pause.
Schnell schlafen wir für circa 90 min ein. Um wieder fit zu werden, entscheiden wir uns einen Kaffee trinken zu gehen und dabei etwas für den Blog zu arbeiten. Michi navigiert uns durch weiterhin strahlenden Sonnenschein mit 16 °C zum Café bzw. Churreria La Quinta – Churros especiales Puentegesures. Auf dem Weg treffen wir erneut auf einen Bekannten. Andreas bzw. Andi, den wir in der Albergue in Portomarin kennengelernt haben. Wir tauschen Nummern aus und verabreden uns für später. Etwas genaues machen wir jedoch noch nicht aus. Das Café ist wie bereits die gesamte Stadt von außen wunderbar weihnachtlich geschmückt. Im Inneren läuft Weihnachtsmusik. Wir fühlen uns sofort wohl und bestellen normale Churros sowie Churros mit weißer und dunkler Schokolade ummantelt. Churros sind ein iberisches Fettgebäck mit einem sternförmigem Querschnitt. Nach dem frittieren werden sie mit Zucker bestreut und typischerweise in eine dünnflüssige Schokocreme getunkt. Wir genießen unsere Churros und schreiben bei Weihnachtsmusik Blog. Es ist alles perfekt. “Was für ein Zufall!”, sagt Michi plötzlich, als Bea mit ihrer Freundin Anja das Café betritt. Als Bea uns sieht lässt sie einen kleinen Freudenschrei frei und umarmt uns. Sie fragen uns, ob wir uns zusammen setzen wollen, doch da wir wissen das Anja Geburtstag hat und wir noch Blog schreiben wollen, lehnen wir dankend ab. Trotzdem quatschen wir kurz, während Bea und Kyra nacheinander auf Toilette müssen. Wir gratulieren Anja zum Geburtstag und bekommen erzählt, dass die beiden bereits den ein oder anderen Wein getrunken haben. Dann verabschieden wir uns wieder und schreiben weiter. Dabei teilen wir uns noch einen Orangensaft und Kaffee, wozu wir zwei weitere Churros geschenkt bekommen. Was für ein Glück wir heute mit den geschenkten Sachen haben! Wir diskutieren kurz welche Churros wir am besten finden. Michi ist für die Churros mit dunkler Schokolade und Kyra für die normalen ohne alles. Zufrieden verlassen wir nach circa einer weiteren Stunde und viel geschriebenen Text das Café. Wir laufen nochmal durch die Stadt und gehen zurück zum Hotel, wo wir zwei Blogbeiträge fertig machen und Wäsche per Hand waschen. Dann holen wir Andi von der Kathedrale nach der Messe ab.
Wir laufen eine ganze Weile durch die Stadt und treffen andere Pilger. Schließlich landen wir lustigerweise erneut in der Bar, in der wir bereits gestern zweimal saßen. Zum Getränk bekommen wir eine kleine Portion Paella geschenkt. Da wir noch nicht viel gegessen haben, bestellen wir eine Portion Miesmuscheln und Pommes. Andi bestellt sich einen Salat. Das Essen ist sehr lecker und günstig. Wir kommen zu zweit mit jeweils einem Getränk und ausreichend Essen mit 18 € aus. Wahnsinn! Zudem ist es mit Andi richtig nett. Wir genießen die Zeit und reden über unsere Familien, die Vergangenheit und unsere Reisen. Andi hat sich den Jakobsweg so organisiert, dass er nach ein paar Tagen gehen immer mit dem Bus zurück fährt, um sein Auto zu holen. Anschließend geht er wieder weiter. Jetzt nach Santiago soll es für ihn auch noch nach Fisterra gehen. Zu Fuß benötigt man 3-4 Tage und mit dem Fahrrad 1,5 Tage. Nach Fisterra fährt er mit seinem Auto die Strecke zurück, wobei er der Küste in Frankreich folgen will. Vor Weihnachten ist er dann wieder bei seiner Frau in Deutschland. Die beiden haben 2 Kinder zusammen, die bereits erwachsen sind. Nach einem wunderschönen Abend wird es Zeit ins Bett zu gehen. Wir verabschieden uns und wünschen uns gegenseitig alles Gute. Dann machen wir uns jeweils auf den Weg in die Unterkünfte. Gute Nacht!