Tag 241 - Ein komischer Abend und viel Plastik

Fahrrad-weltreise: Lorca nach Beniel

27.01.2025

Lesedauer ca. 5 min

Wir standen gut windgeschützt und konnten in der Nacht gut schlafen. Nur selten waren die Böen so stark, dass unser Außenzelt gegen das Innenzelt schlug und laute Geräusche machte. Wir entscheiden uns dagegen im Zelt zu frühstücken und bauen zunächst alles ab. Wir möchten bis in die nächste Stadt radeln und uns dort eine Bank suchen. Da der Wind weiterhin von hinten kommt, ist die Stadt Lorca schnell erreicht. Die Stadt ist bis auf die Uferpromenade nicht sonderlich schön. Leider stehen die Bänke, die wir sehen, aufgrund zahlreicher Treppenstufen für uns ungünstig, weshalb wir zunächst weiterfahren. Nach circa 17 km erreichen wir eine kleinere Arbeiterstadt, in welcher zahlreiche Bänke zwischen zwei Häuserreihen stehen. Nebenan befindet sich zudem ein kleiner Supermarkt. Wir machen eine ausgiebige Frühstückspause und kaufen im Supermarkt Zahnpasta und Ananassaft. Anschließend machen wir noch ein paar Notizen für den Blog. Da jedoch einige Wolken aufkommen, ziehen wir uns schnell etwas Wärmeres an und fahren weiter. Während der Fahrt fahren wir an schönen grünen Hügeln vorbei. Die Region ist sehr für Landwirtschaft bekannt. Murcia, die Stadt werden wir später erreichen, wird auch der Obstgarten Europas genannt. Wir verstehen die Bezeichnung schnell, denn um uns herum gibt es zahlreiche Orangen- und Zitronenbäume. Doch es stehen auch viele Kaktusse am Straßenrand, was besonders Elias zu spüren bekommt. In seinem Vorderrad stecken ungefähr 10 spitze, dornenartige Dinger. Es hilft nichts. Der Schlauch ist hinüber und ein neuer schnell eingesetzt. Es dauert jedoch eine ganze Weile, bis der Mantel von allen spitzen Sachen gesäubert ist. Dabei hält in der Zwischenzeit ein Auto an und ein netter Mann fragt, ob alles in Ordnung ist oder er uns helfen kann. Lazarus wohnt in der Nähe und mag Fahrradfahren. Er hat das früher viel gemacht. Insbesondere war er viel mit anderen am Rennradfahren, auch wollte er gerne auf eine längere Tour mit dem Fahrrad gehen, doch dies hat leider mangels interessierter Freunde nicht geklappt. Nun fühlt er sich zu alt dafür. Er erzählt uns noch von seinem Bruder, der eine deutsche Frau geheiratet hat und für einige Jahre in Deutschland wohnte. Nun ist er während der Rente mit seiner Frau zurück nach Spanien gekehrt. Das Wetter hier gefällt ihnen einfach besser. Verständlich! Nach einem netten Gespräch verabschiedet er sich und wünscht uns alles Gute. Auch wir rollen weiter. Auf den endlosen, aktuell leeren Feldern scheint viel Salat angepflanzt zu werden. Die Felder sind zum Teil von Plastikfolien bedeckt. Anscheinend wird dies für jede Bepflanzung neu gemacht, denn in der Erde, am Straßenrand, auf der Straße und auch zum Teil in der Luft fliegen kleine Plastikschnipsel herum. Das zu sehen, bedrückt uns sehr. Wie soll die Erde hier je wieder vom Plastik befreit werden? Die Schnipsel sind so klein und überall, dass sie tief im Erdreich verbuddelt sind. Wir verlassen die Felder und folgen der Straße. Diese ist sehr schmal, weshalb einige Autos eine Weile langsam hinter uns her fahren müssen. Die meisten Spanier sind zum Glück jedoch sehr geduldig und halten großen Abstand. Doch plötzlich hupt es laut. Ein Rennradfahrer, drei Autos hinter uns, beschwert sich laut. Warum?

Das wissen wir in dieser Situation nicht. Nur ein paar Sekunden später ergibt sich eine Möglichkeit und die Autos überholen uns. Der Rennradfahrer ist hingegen hinter uns verschwunden. Erst einige Kilometer später überholt auch er uns und ruft etwas auf spanisch. Wir verstehen ihn nicht, doch glauben, dass er von unserer Geschwindigkeit begeistert ist. Was er jedoch wesentlich weniger spürt als wir, ist der starke Wind, der uns weiterhin von hinten antreibt. Aus diesem Grund erreichen wir schnell Murcia. Dort gehen wir erneut einkaufen. Wir schauen uns die Stadt nicht wirklich an, sondern durchqueren diese schnell zum Fluss “Rio Segura”. Hier treffen wir auf den Radweg Eurovelo 8 und folgen diesem am Fluss entlang. Er ist wirklich gut angelegt. Viele Radfahrer sind unterwegs und auch die Polizei fährt langsam vor uns her. Immer wieder bleiben sie stehen. Zunächst können wir nicht genau sehen, was sie machen, doch dann erkennt Michi: „Wie nett! Die räumen die Äste vom Fahrradweg weg!“. Als wir sie überholen, winken sie uns freundlich. Doch Kyra kann in diesem Moment nur aus höflichkeit freundlich zurück winken. Ihr geht es nicht gut: „Ich brauche dringend eine Toilette! Ich bekomme Durchfall“ Zum Glück finden wir eine Ecke hinter Schilf, die von der Straße nicht einsehbar ist. Michi bereitet alles vor und Kyra verschwindet für eine Weile. Anschließend geht es zum Glück besser. Somit können wir beruhigt ein zweites Mal an der Polizei vorbei fahren und dem Weg folgen. Doch es wird langsam dunkel und wir brauchen einen Schlafplatz. Gar nicht so einfach, denn die Umgebung ist sehr städtisch, doch wir hatten bei Google Maps einen kleinen abgelegenen Park entdeckt. Dieser ist nun schnell erreicht. Leider fühlen wir uns jedoch überhaupt nicht wohl. Überall liegt Müll und Schutt. An einer Stelle liegt ein großer Haufen mit verschimmelten Orangen. Aus diesem Grund drehen wir um und versuchen es auf der anderen Flussseite. Dort ist ebenfalls ein Park und zum Glück ist dieser wesentlich mehr gepflegt. Um die Situation abzuschätzen, beginnen wir zunächst zu kochen. Es gibt Eiernudeln mit Curry-Kokosmilch und grüner Paprika. Es schmeckt super, aber ist etwas scharf. Während wir essen, kommt eine Frau mit Hund vorbei, sowie ein anderer Radfahrer. Er hält in der Nähe an, legt sein Rad auf den Boden und setzt sich gegen einen Baum gelehnt. Auch als es bereits langsam dunkel wird, sitzt er noch da. Als die Sonne schließlich ganz verschwindet, sitzt er weiterhin zwischen den Bäumen, hört Musik und bewegt sich nicht. „Hat er Drogen genommen?“ fragt Kyra. Wir wissen es nicht genau, doch irgendwie wirkt er sehr apathisch. Aus diesem Grund fühlen wir uns leicht unwohl und entscheiden spontan, noch einen Park weiter zu fahren. Doch leider kommen wir nicht weit. Michi hat erneut einen Platten reifen. Diesmal ist es der Hintere. Wir bleiben stehen, packen alles ab und wechseln im Dunkeln nur noch den Schlauch. Flicken müssen wir die Schläuche in Ruhe, im hellen. Zum Glück erreichen wir den dritten Park schnell. Hier stehen einige Pinien und es ist ruhig. Kein Mensch ist in Sichtweite. Nur das ferne Licht der Universität erleuchtet ein bisschen die Umgebung, weshalb unsere Räder das Licht reflektieren. Uns bleibt jedoch keine andere Wahl. Wir bauen das Zelt ab und gehen müde ins Bett. Kurz nachdem wir einschlafen, hält ein Auto in unserer Nähe. Wodurch Kyra schlagartig wach wird. „Michi, Michi wach auf! Da steht ein Auto im Park und leuchtet uns an.“, sagt sie. Wir bleiben leise und nachdem zwei Autotüren knallen ist das Auto wieder verschwunden. Merkwürdig… Doch wir schlafen schnell wieder ein. Gute Nacht!