
Tag 249 - Fährtag
Fahrrad-Weltreise: Cala Blava nach Barcelona
05.02.2025
Um halb 6 Uhr klingelt der Wecker. Wir haben es eilig, denn um 10 Uhr geht unsere Fähre ab Palma. 2 Stunden vor Abfahrt müssen wir da sein und der Hafen ist ungefähr 20 km entfernt. Auch wenn wir nicht ausgeschlafen sind, war die Nacht angenehm ruhig. Kein Mensch oder Tier kam an unserem Zelt vorbei. Die Morgenstille wird nun allerdings von den ersten Fliegern des Tages unterbrochen. Wir sind über 10 km vom Flughafen entfernt und trotzdem hören wir die Starts und Landungen laut. Müde packen wir alles ein und ziehen uns warm an. Draußen sind es 4 °C. Die Finger tun beim Abbau des Zeltes aufgrund der Kälte und Feuchtigkeit gut weh, doch da müssen wir durch. Als wir fertig sind, schauen wir ein letztes Mal auf die leuchtenden Lichter von Palma, dann schieben wir davon. Der Schotterweg, den Hügel hoch zu schieben, ist leicht unangenehm und geht auf die Arme, doch dann nähert sich das Licht der nächsten Straßenlaternen und wir haben es geschafft, zurück auf die asphaltierte Straße. Wir lassen uns den Weg von gestern hinunterrollen. Der kalte Wind pustet uns dabei um die Ohren und die Finger werden noch kälter. Zum Glück ist auf der Straße noch nicht viel los und somit haben wir diese fast für uns alleine. Dann verlassen wir die Gegend mit Villen und erreichen den Strand mit Hochbauten. Einige Menschen warten auf den Bus zur Arbeit. Andere fahren mit dem Fahrrad oder E-Roller. Und wieder andere laufen mit der Hand oder joggen. Je näher wir Palma kommen, desto mehr Menschen sind unterwegs. Spätestens nach dem Flughafen herrscht hektisches Treiben. Doch wir sind gut in der Zeit und haben noch 30 min für 7 km. Als wir gerade an der großen Kathedrale vorbei sind, kracht es vor uns. Ein junger Mann ist mit seinem E-Roller gestürzt. Er hält sich den schmerzenden Arm, doch auf Nachfrage einer Dame und von uns bestätigt er, dass alles gut ist. Auf unsere weitere Frage “Do you need help?” antwortet er nicht, weshalb wir weiterfahren. Im Rückspiegel können wir jedoch beobachten, dass die Frau zur Sicherheit noch bei ihm bleibt. “Hast du gesehen, wie er gestürzt ist? Wurde er angefahren?” fragt Kyra besorgt. Doch Michi beruhigt sogleich: “Nein, er hat sich wahrscheinlich nur vor dem Auto erschrocken, berührt hat in keins. Aber, ihm sind viele kleine Tüten aus der Tasche gefallen… Vielleicht hat er etwas mit Drogen zu tun und hat deshalb kaum auf uns reagiert?” Wir können nur spekulieren und fahren weiter zur Fähre. Dies erweist sich als gar nicht so leicht, denn wir müssen erstmal die Einfahrt zum Hafen mit Fähranlegern finden. Der Fahrradweg endet aufgrund einer Baustelle und wir folgen der Straße, mal auf dieser, mal auf dem Fußgängerweg, weiter. Die Autos biegen rechts auf eine Brücke ab und wir folgen, denn dahinter könnte der Fähranleger sein. Unser Gefühl scheint uns nicht zu enttäuschen und so sehen wir bereits aus der Ferne Flaggen von GNV, unserer Fahrgemeinschaft. Wir parken die Drahtesel und Michi checkt uns ein. Mit den Tickets fahren wir noch einen kleinen Schlenker zum Parkplatz. Eine Frau in gelber Warnweste erklärt uns, dass wir um 8:45 Uhr da sein sollen. Perfekt! So haben wir noch 20 min, um uns einen Kaffee zu organisieren und eine Kleinigkeit zu essen. In der Cafeteria des Fährhauses bekommen wir einen für spanische Verhältnisse teuren Kaffee, mit dem wir wieder hinaus gehen. Zunächst packen wir uns eine Tasche mit Essen und Elektronik für die Fähre und gehen anschließend zum deutschen Wohnmobil, das ganz vorne in der Schlange steht. Das Ehepaar war für 2 Monate in einer Ferienwohnung auf Mallorca und hat von dort Ausflüge unternommen. Sie entkommen somit dem kalten Winter in Deutschland. Mittlerweile können wir das ganz gut nachvollziehen, denn wir haben uns an die warmen Temperaturen gewöhnt. In Schottland haben wir uns noch über 12 °C und kein Regen gefreut, nun sind 16-18 °C mit Sonnenschein Normalität. Unser Gespräch wird prompt unterbrochen, denn die Tickets werden kontrolliert. Zumindest von allen Autos, unsere Tickets können noch in der Tasche bleiben. Wir essen eine Brezel und quatschen nochmal kurz mit dem Ehepaar, dann gejt es auf die Fähre. Als letzte sind wir dran und dürfen auf das untere Deck fahren. Dort parken wir neben einem LKW. Wie auf der Hinfahrt haben wir Mühe, überhaupt noch auf den gezeigten Platz zu kommen. Wir heben die Drahtesel und schaffen es so gerade. Ein netter Mitarbeiter versichert uns, dass die Räder noch angebunden werden und schon geht es für uns hoch auf Deck 6. Wir finden einen guten Sitzplatz auf dem Sofa mit Tisch, Stühlen und Steckdosen. Unser Plan, ganz viel Blog zu schreiben, erledigt sich trotz des guten Sitzplatzes jedoch schnell. Wir beobachten, wie sich der Hauptraum langsam von einer Bar zu einem Wohnzimmer und schließlich in ein Schlafzimmer verwandelt. Obwohl wir tagsüber fahren, sind die meisten Mitreisenden sichtbar müde. Zunächst spielen noch einige am Handy oder unterhalten sich mit ihren Freunden bzw. Familien. Dann schlafen die ersten ein. Uns geht es nicht anders. Als das Internet auf See weg ist, quatschen wir zunächst eine Weile und hören Hörbuch. Doch auch wir sind müde und Kyra schläft sofort ein und auch Michi gibt sich der Müdigkeit hin. So entscheiden wir uns, die internetfreie Zeit einfach zu genießen. Wir schlafen, quatschen, hören ein Hörbuch und trinken Kaffee bzw. Kakao. Am Anfang scheint die Zeit nur langsam zu laufen, doch dann sind plötzlich 7 Stunden schnell vorbei und wir laufen im Hafen von Barcelona ein.



Draußen wird es bereits langsam dunkel, als wir gemeinsam mit dem deutschen Ehepaar warten, dass wir auf das Autodeck dürfen. Die beiden waren vor zwei Jahren in Marokko. Freudig tauschen wir uns über die Erlebnisse aus. Dann wird es Zeit sich zu verabschieden und wir gehen zu unseren Drahteseln von Deck 6 hinunter zu Deck 4. Die beiden warten brav und wurden bereits wieder von den Zuggurten befreit. Zunächst dürfen alle LKWs und Autos hinunter, bevor wir als letztes folgen. Wir verlassen den Hafen und halten bei der erstbesten Bank, zum unsere Reste von gestern Abend zu essen. Diese hatten wir leider bei Emil und Elias auf der Fähre vergessen. So können wir sie jedoch jetzt noch mit dem Blick auf Barcelona genießen. Dann entscheiden wir spontan auf ein Eis oder eine andere Kleinigkeit zu McDonalds zu gehen, um die Toilette, Internet und Wärme zu nutzen. Hier möchten wir die nächsten 3 Stunden Zeit verbringen, um nun wirklich noch Blog zu schreiben. Heute Nacht dürfen wir zum Glück bei Andrea schlafen. Wir haben ihre Kontaktdaten über Warmshowers (eine Radreise Community) erhalten. Sie muss allerdings noch bis 21 Uhr arbeiten. Als wir bei McDonalds ankommt, merken wir jedoch, dass unser Plan nicht aufgeht. Es laufen viele Leute umher und es fühlt sich unsicher an, die Fahrräder alleine draußen stehen zu lassen. Trotzen essen wir eine Kleinigkeit draußen und lassen dabei die Räder nicht aus den Augen. Dann fahren wir ohne für den Blog gearbeitet zu haben weiter. Zum Glück ist es nicht allzu kalt, so können wir gut draußen auf einer Bank warten. Neben der Wohnung von Andrea werden wir fündig. Wir setzen uns auf die Bank, schreibt Blog und Kyra telefoniert mit ihrer Oma. Nach circa einer Stunde kommt Andrea von der Arbeit und begrüßt uns nett. Wir folgen ihr zum Haus und schleppen die Fahrräder nach oben. Sie zeigt uns die Räume und weist uns mehrere Möglichkeiten auf, wo wir schlafen können. Wir entscheiden uns im obersten Stock auf dem Schlafsofa zu übernachten. Dort haben wir sogar ein kleines Badezimmer mit Dusche. Doch bevor es ins Bett geht, erkundigt sich Andrea, ob wir alles haben. Wir reden noch eine Weile über unsere Reisen, die kommende Wahl in Deutschland und die vergangene Wahl in den USA. Andrea berichtet uns, dass sie erst vor 6 Monaten in das Haus gezogen ist. Zuvor wohnte sie in einer kleinen Wohnung und pendelte zwischen Barcelona und Kopenhagen. Da sie heute lange gearbeitet hat, ist sie müde. Auch wir können die Augen kaum aufhalten, somit gehen wir alle zu Bett. Wir schlafen sofort ein, gute Nacht.


