Tag 273 - Regnerischer Start

Fahrrad-Weltreise: Lido di Ostia nach Sabaudia

01.03.2025

Lesedauer ca. 5 min

Es ist noch früh als der Wecker klingelt. Im Inneren von Alicias Wohnung ist es noch dunkel, so früh sind wir schon lange nicht mehr aufgestanden. Aber es hilft nichts, heute geht es weiter! Eine Freundin von Alicia kommt um 8:30 Uhr um den Schlüssel abzuholen und da möchten wir bereits fertig vor der Tür stehen. Doch zuvor müssen wir noch die letzten Sachen einpacken, uns frisch machen, die Spülmaschine ausräumen und eine schnelle Waschmaschine anstellen. Zudem unsere Sachen runtertragen und den Müll weg bringen. Also, ein straffes Programm, aber es sollte zu schaffen sein. Doch dann klingelt es bereits um 10 nach 8 Uhr an der Tür und wir stehen nackig in der Wohnung. “Schnell Kyraaaa!” ruft Michi. Gerade so angezogen und mit der Zahnbürsten im Mund öffnen wir die Tür. Im Hintergrund ist noch die Waschmaschine zu hören. Da wir kein italienisch und Fiorella kein englisch spricht, arbeiten wir mit einem Übersetzer und schreiben ihr, dass wir noch 10 min brauchen. Sie guckt uns ganz gelassen an, nimmt den Schlüssel und gibt uns zu verstecken, dass wir einfach zu ziehen sollen. Sie kommt später nochmal wieder und schließt ab. Beim Verlassen der Wohnung lächelt sie uns an, streicht Kyra über den Rücken und fragt, ob wir uns sicher wären bei diesem Wetter weiterzufahren. Wir sind für diese Frage unglaubliche dankbar, auch wenn wir es gerade vielleicht nicht ausdrücklich können und ablehnen. Für steht es fest, heute geht es weiter. Regen ist zwar doof, aber dieser kann uns immer wieder erwischen. Das gehört dazu und da müssen wir durch. Zum Glück haben wir es knapp über 10 °C, also dürfte es schon in Ordnung sein, selbst, wenn man nass wird. Als Fiorella bereits längst wieder die Wohnung verlassen hat und wir nur noch auf die Waschmaschine warten, da schreckt Kyra plötzlich auf: “Oh nein! Michi guck mal… Ich habe das Spannbettlaken kaputt gemacht! Anscheinend ist in dieser Flasche Beichmittel, ich dachte, dass wäre Weichspüler…” Mit schlechten Gewissen sitzt Kyra geknickt Vor der Waschmaschine, doch dann rafft sie sich auf und ergänzt: “Naja… Ist jetzt so. Wir können Alicia ja Geld für ein neues da lassen… Es ist bestimmt nicht so schlimm” Dann ist die Waschmaschine auch schon fertig und Kyra holt das Spannbettlaken raus. Wir hinterlassen noch ein Geschenk. Fiorella und Alicia bekommen jeweils Ostfriesentee und Alicia darüber hinaus noch Chiligrwürz und grünen Tee aus Marokko sowie ein geröstetes Paprikagewürz aus Spanien. Hoffentlich schmecken ihr die Sachen genauso gut wie uns. Dann ist der Moment auch schon gekommen. Wir tragen unsere Drahtesel aus der Wohnung und ziehen hinter uns die Tür zu. So schnell sind 3 Wochen vorbei… Hätte man uns gesagt, dass wir hier so lange bleiben, wir hätten es wahrscheinlich nicht geglaubt. Nun sind wir glücklich, dass es weiter geht, könnten aber auch noch ewig hier bleiben. Was für ein komisches Gefühl. Schwer beladen Tragen wie Emil, Elias und alle Taschen aus dem fünften Stock hinunter und satteln diese vor der Tür. Diese ist zum Glück überdacht, denn es regnet bereits seit mehreren Stunden. Bevor wir losfahren entscheiden wir noch spontan in das Café nebenan zu gehen und ein typisches italienisches Frühstück zu genießen: Cappuccino mit einem gefüllten Croissant. Kyra wandelt die Tradition etwas ab und isst einen gefüllten Berliner. Beides ist lecker und für insgesamt 5 € wirklich günstig. “Da hätten wir in Emden gerade einmal einen großen Cappuccino bekommen”, scherzt Kyra und weiß dabei, dass sie leider gar nicht so Unrecht hat.

Nun wied es jedoch Zeit in den Regen zu treten. Wir ziehen zur Regenhose und -Jacke auch die Überschuhe an und hoffen, dass wir halbwegs trocken bleiben. Schnell sind wir losgefahren und haben den Ort Lido di Ostia verlassen. Unser Weg führt uns am Meer entlang. Der Regen hat bereits große Pfützen hinterlassen , sodass die Straßen zum Teil halb Unterwasser stehen. Wir müssen alle paar Meter ausweichen und die Autos sind alle so lieb, dass sie in die Pfützen langsam fahren, damit wir nicht neben ihnen geduscht werden. So geht es eine Weile an der Küste entlang. Da es regnet und der Verkehr es nicht zu lässt, fahren wir hintereinander und reden nur wenig miteinander. Wir gehen beide unseren Gedanken nach und als Kyra der Rackpack (die große Tasche hinten) fast runterrutscht, halten wir kurz auch zum Pipi machen. Bei Michi macht sich bereits Hunger breit und verblüfft stellen wir fest, dass wir auch schon 35 km gefahren sind. In 10 km kommt ein Lidl, wo wir gerne die Backabteilung plündern möchten. Nachdem es bisher komplett flach war, geht es ein wenig rauf und runter, aber immer nur so viel, dass es zum Glück nicht wirklich anstrengend wird. Also kaum Steigung und kaum Höhenmeter. Beim Lidl angekommen wird es auch wirklich Zeit für eine Pause. Michi bemerkt bereits, wie ihm Schumrich wird und so isst er ein Apfel, während Kyra tropfend wie ein Hund, einkaufen geht. Zu Mittag gibt es kleine Pizzen und Brezel. Gut gestärkt fahren wir die letzten Kilometer. Es geht zunächst weiter durch Orte und Städte. Der Regen nimmt mal an und dann wieder zu. Plötzlich regnet es eine Weile sogar gar nicht, aber die Freude ist nur von kurzer Dauer. Zum Glück ist es jedoch längst nicht mehr so stark, wie heute Morgen. Dann hören wir im einer weiteren Pipipause wieder das Meer.

Vorfreudig erreichen wir es wieder und gelangen in die Gegend, wo wir uns in circa einer Stunde einen Schlafplatz suchen möchten. Denn wir fahren mit nur wenigen Autos auf einer Straße zwischen Meer und Seen. Um uns herum sind Dünen, die bewachsen gute kleine Verstecke bieten. Kurz wird die schöne Straße durch den Fluss Rio Martino unterbrochen. Deshalb müssen wir bis zur ersten Brücke ins Landesinnere und einer holprigen Straße folgen. Dabei sehen wir zahlreichen Büffeln zu, wie sie über die matschige Weide laufen und bis zu den Knöchel im Matsch stecken. Dann erreichen wir wieder asphaltierten Grund und halten die Augen nach einem Schlafplatz aus. Da die angehenden Wege von der Straße alle sehr sandig sind, finden wir nicht sofort etwas. Dann scheint jedoch ein guter Platz gefunden. In einem ruhigen Moment huschen wir in den Strandzugangsweg Und Schieben die Räder über den Sandboden. Da ein etwas unheimlicher Mann mehrmals Die Straße abgefahren ist, verwischen wir unsere Spuren und finden eine Stelle, die von allen Seiten durch Gebüsch oder Düne verdeckt ist. Perfekt. Der Boden ist zwar sandig, aber etwas besseres werden wir heute nicht finden. Zum Glück, hat es sogar aufgehört zu regnen. Schnell bauen wir das Zelt auf und verkriechen uns in den warmen Schlafsäcken. Es dauert kurz, bis diese wirklich warm werden. Wir unterstützen den Vorgang Mit etwas warmen zum Essen. Heute Morgen hatten wir uns noch Wasser heiß gemacht und in der Thermosflasche mitgenommen. Perfekt, um sich eine wärmende Portion Couscous zu machen. Spontan mischen wir einen Löffel Erdnussbutter, Gewürze Und Salat drunter. Es schmeckt Richtig gut! Das kann es nun häufiger geben. Nach etwas Nachrichten, Telefonat mit Kyras Mutter, nochmal Pipi machen und Blog schreiben, schlafen wir müde ein. Gute Nacht.