
Tag 275 - Neapel
Fahrrad-Weltreise: Baia Domizia nach Neapel
03.03.2025
Die Wellen rauschen und ab und zu schreit eine Krähe. Es ist bereits hell draußen, doch noch lässt die Sonne auf sich warten und versteckt sich hinter den Bergen im Inland. Wir kuscheln uns im inneren des Zeltes aneinander, denn noch ist es kalt. Wir wollen den Schlafsack mal wieder nicht verlassen. Doch auch heute meldet sich die Blase und zwingt uns aufzustehen. Als wir das Zelt verlassen, kommen langsam die ersten Sonnenstrahlen bei uns an. Es ist noch sehr früh, doch wir können bereits einen ersten Menschen unten am Meer sehen. Somit wird es dringend Zeit das Zelt abzubauen. Bevor wir starten, setzen wir uns zum Frühstück mit der Plane in die Sonne und genießen die Stimmung. Etwas schwer fällt uns dies jedoch schon, denn überall liegt Müll. Am Strand entdecken wir sogar zwei Kühlschränke. Wie kommen die nur hier her? Das werden wir wahrscheinlich nicht klären können. Wir schauen aufs weite Meer hinaus, beobachten Möwen beim Jagen und bewundern die Wellen. Heute ist das Meer viel ruhiger Als gestern. Hoffentlich ist das ein gutes Zeicjen und der Wind hat abgenommen? Als wir fertig sind, telefonieren wir noch und dann können wir starten. Entspannt rollen wir zum Eingangstor zurück und quatschen uns durch den kleinenFußgängereinfgang. Die Straßen sind noch leer und so fahren wir weiterhin entspannt durch Baia Domizia. Dann führt unsere Route einen kleinen Feldweg entlang. Dieser ist etwas holprig und zu beiden Seiten liegt viel Müll. Wir entdecken erneut Kühlschränke, aber auch Matratzen, Toiletten, Spülnecken und eine Menge Plastikflaschen. Zum Glück ist das kleine Müllparadies schnell vorbei und wir befinden uns auf der Hauptstraße. Dieser folgen wir nun kilometerweit.



Dann verlassen wir sie kurz und kommen nach wenigen Metern wieder zurück. Es ist zwar viel Verkehr, doch die Straße breit genug. Wir fühlen uns sehr sicher. Am Straßenrand stehen immer wieder junge und für diese Jahreszeit leicht bekleidete Frauen. Eine steigt zu einem Mann ins Auto ein. Wir, denken uns unseren Teil. Schon seit einigen Kilometern ist die rechte Seite von uns eingezäunt, dahinter befindet sich ein großes Naturschutzgebiet. Hin und wieder führen Straßen zum Strand, doch scheinbar ist aufgrund der Saison noch alles geschlossen. Schade, denn wir brauchen eine Pause und ein Kaffee wäre prima. Da wir nichts finden, biegen wir schließlich in Logo Patria in eine Seitenstraße ein und machen auf dem Bürgersteig Pause. Neben uns befindet sich ein großer Ameisenbau. Wir haben schon Sorge, dass die hungrigen kleinen Insekten an uns hochkrabbeln, doch sie lassen uns in Ruhe. Aus Dank geben wir Ihnen das Endstück Unserer Gurke, etwas Brot- und Käsekrümmel. Dann beobachten wie die fleißigen Ameisen beim Tragen. Es sieht drollig und faszinierend zugleich aus. Als sie bereits alle Brot- und Käsekrümmel weg transportiert haben, müssen auch wir weiter. Doch wir können unseren Augen kaum glauben… Die letzten zwei Tage haben wir bereits viel Müll am Straßenrand gesehen, aber was nun folgt toppt alles. Überall… ja, wirklich überall liegt Müll. Die Gräben und Grünstreifen neben der Straße, aber insbesondere kleine Buchten am Straßenrand erinnern An Müllkippen. Wir entdecken von Windeln, über Fernseher und Spielzeug bis hin zu Lebensmitteln, Plastikflaschen und halben Autos wirklich alles Mögliche. Wir sind geschockt und es wird mit jedem Meter nicht besser. Der Müll begleitet uns in Richtung Neapel. Wer das sieht, kann nicht mehr daran Zweifeln, dass wir auch in Europa ein großes Müllproblem haben. Durch Gegenwind und leichte Steigung mit steigendem Verkehr, werden wir aUS den Gedanken gerissen.



Und dann, befinden wir uns plötzlich mitten im überfüllten Stadtverkehr. Mopeds überholen uns mal rechts, mal links. Autos hupen, stehen oder rollen langsam im Gegenverkehr, Menschen rennen ohne zu gucken über die Straße. Ein Auto fährt ohne zu schauen rückwärts aus einer Bucht und bemerkt uns zunächst gar nicht. Eine Frau reißt einfach so die Autotür auf und scheint uns nicht zu beachten. Eine andere Frau zeigt uns ohne sichtbaren Grund einen Vogel. Zudem werden wir nicht nur einmal angehupt. Wir wissen meist nicht einmal warum. Doch gehupt wird hier sowieso bei jeder Überholung. Dazu kommt der schlechte Untergrund. Fast überall ist Kopfsteinpflaster verlegt oder große Steine mit ekligen Lücken. Chaos pur. Wir müssen uns konzentrieren, aber wir kommen gut voran und erreichen die Innenstadt um 15 Uhr. Da wir auf Toilette müssen und Lust auf ein Kaffee haben, setzen wir uns in das erstbeste Café und trinken ein Espresso bzw. Latte Macchiato. Kinder laufen verkleidet an uns vorbei und werfen Konfetti. Wir entscheiden spontan auf einen Campingplatz in Richtung Vesuv zu fahren. Vorher wollen wir jedoch noch zur ältesten noch aktiven Pizzeria der Welt, welche wahrscheinlich sogar die erste Pizzeria war. Wir schieben dafür durch eine enge Gasse und haben richtig Glück. Es ist nichts lis und nur wenige Minuten später stehen wir mit einer Margarita und Calzone vor dem Lokal. Beides schmeckt sehr gut, auch wenn es nicht die aller beste Pizza unseres Lebens ist. Doch für den Preis ist sie traumhaft. Beide sind normal groß und haben zusammen nur 5 € gekostet. Also genauso viel, wie unser Kaffee. Gestärkt stürzen wir uns erneut in den Stadtverkehr. Unser letztes Ziel in Neapel, ist das etwas abseits und am Meer gelegene Herculaneum. Die antike Stadt ist wie auch Pompeji im Jahr 79 n. Chr. vom Lavastrom des Vesuvs überflutet. Herkulaneum erreichen wir jedoch drei Minuten zu spät. Leider sehen wir durch die hohe Mauer nichts der Ausgrabungsstätte von außen. Michi war hier bereits als Junge und hätte gerne seine Erinnerung aufgefrischt und gemeinsam mit Kyra die Ausgrabungsstätte erkundet. So geht es für uns wieder in den Stadtverkehr.




Wir weichen Fußgängern aus und wuseln mit in der schier endlosen Blechlawine. Bei einem Conad Supermarkt springt Kyra noch kurz hinein. Ein paar Minuten später sind Trinken, Joghurt und Leckereien besorgt. Weiter den Hügel hinauf zum Campingplatz. Noch ein paar Meter… geschafft! „Da ist ein Zelt abgebildet. Die werden bestimmt Zelte aufnehmen oder?“, fragt Kyra hoffnungsvoll. „Bestimmt“, sagt Michi und wir rollen auf den Platz. Ein älterer Italiener nickt uns zu. Er ist etwas reserviert, taut aber langsam im Gespräch auf. Gesprochen wird natürlich Italienisch. Am Ende mit Übersetzer, da unsere italienisch und seine englisch Kenntnisse nicht ausreichen. Wir sind das einzige Zelt und können ohne Strom in unserer Parzelle für 24 € stehen. Duschen kostet extra. „Nicht gerade billig, aber es ist eine Großstadt“, denken wir uns. „Wir hätten verhandeln sollen“, sagt Kyra. Doch am Ende des Tages haben wir einen sicheren Stellplatz. Zudem lernen wir unsere netten Schweizer Nachbarn mit ihrem Wohnmobil kennen. Wir reden übers Reisen, den Platz und unseren morgigen „Endgegner“, den Vesuv. Der Berg, den wir schon den halben Tag sehen, erhebt sich nun imposant hinter dem Campingplatz. Doch nun geben wir dankend zwei Powerbanks in schweizer Hände und verschwinden ins Zelt. Wir schreiben noch Blog, essen Joghurt und Chips und schlafen erschöpft ein. Gute Nacht!

