
Tag 276 - Der Vesuv
Fahrrad-Weltreise: Neapel nach Pompeji
04.03.2025
Ausgeschlafen wachen wir auf dem Campingplatz am Fuße des Vesuvs auf. Die Sonne lacht uns entgegen und keine Wolke ist am Himmel. Wir gestern erwartet uns perfektes Radelwetter. Und das ist heute besonders wichtig, denn wir möchten den Vesuv hinauf radeln. Doch zunächst lassen wir uns Zeit. Unsere Schweizer Nachbarn hatten über Nacht unsere Powerbanks und Aurea bringt uns beide voll geladen zurück, als wir gerade das Zelt abbauen. “Danke!”, rufen wir ihr freudig entgegen. Der Zeltplatzbesitzer kommt in diesem Moment hinzu und fragt, ob wir gut geschlafen hätten. Zum Glück sprich Aurea italienisch und übersetzt kurz für uns. Sie erklärt, was wir bereits alles mit dem Fahrrad gemacht haben und wo es hingeht. Der Platzwart Ist beeindruckt und dann verabschieden die beiden sich wieder. Wir treffen kurz darauf ein weiteres deutsch sprechendes Paar mit dem Hund Rudi. Kyra spricht die beiden an und bekommt für unseren Kaffee heißes Wasser. Die beiden sind mit Hund Rudi Für 3 Wochen unterwegs. Die Frau hat sie die Tage jedoch leider den Fuß verknackst und nun leider nicht gut unterwegs. Wie blöd und ärgerlich das ist, wenn einem so etwas im ausgerechnet Urlaub passiert. Während das Wasser langsam kocht, krault Kyra Rudi und Michi bereitet das Frühstück vor. Damit wir zum Kaffee direkt Müsli essen können, werden uns sogar noch zwei Schüsseln angeboten. Dankend nimmt Kyra an. Im Sonnenschein genießen wir unser Frühstück und machen uns langsam fertig. Ein weiteres Ehepaar aus der Schweiz macht sich auf den Vesuv mit dem E-Bike hinauf zu fahren. Als sie los fahren, fällt ihnen Obst aus der Fahrradtasche. Michi sieht es und macht die beiden direkt drauf aufmerksam. “Vielleicht sieht man sich später”, verabschieden wir uns. Als wir etwas später die Fahrräder nach vorne schieben, bleiben wir nochmal bei Aurea und Heiko stehen und verquatschen uns kurz. Wir tauschen uns übers Reisen aus und stimmen über ein, dass Reisen den Blick weitet. Wir tauschen uns auch über politische Themen aus, reden über Europa und die unterschiedlichen Vor- sowie Nachteile für Deutschland und die Schweiz. Am Ende wünschen wir uns gegenseitig alles Gute. Auf den letzten Metern verabschieden wir uns noch von Hund Rudi und seinen Besitzern, bevor wir noch schnell Zähne putzen und ein letztes Mal auf Toilette gehen. Dann wird es Zeit. Die Steigung bzw. der Vesuv wartet auf uns. Wir geben dem Inhaber den kleinen Transponder für das Tor und er begleitet uns noch nach draußen. Mit einem Übersetzer erklärt er uns, dass auch Busse nach oben fahren, doch wir ziegen auf unsere Beine und möchten damit andeuten, dass wir es qus eigener Kraft schaffen wollen. Er versteht, nickt und lacht. Wir winken ihm noch beim losfahren und sofort beginnt die Steigung. Die ersten Meter sind noch sanft, aber dann neigt sich die Straße wie in Wellen immer steiler nach oben. Ein Mann läuft uns auf dem Bürgersteig entgegen und fragt auf Italienisch, ob wir zum Vesuv hoch fahren. Obwohl wir kein Italienisch sprechen, verstehen wir und Michi sagt “Si”. Er sagt weiter etwas auf italienisch und macht ein Symbol mit den Händen für langsam Fahren. Es wird wahrscheinlich so viel bedeuten, wie… Nimmt euch Zeit. Das werden wir. Eine Steigung hoch hetzen führt bei uns zumindest meist zum Gegenteil: Wir kommen kaputter und langsamer oben an. Man braucht nunmal seine Zeit. Mit dem Gedanken radeln wir weiter nach oben. Schließlich erreichen wir die einzige Straße, die bis zur Spitze führt. Die Serpentinen beginnen und immer wieder werden wir mit traumhaften Ausblicken belohnt. Wir können das blaue Meer sehen und Neapel. “Wow, ist die Stadt groß!”, stellt Michi fest. Und tatsächlich das gesamte Tal neben dem Vesuv ist bebaut. Von der Hektik der Stadt ist hier oben jedoch wenig zu spüren. Immer wieder überholen uns Busse und Autos oder kommen uns entgegen.



Doch die Straße ist breit genug, dass es kein Problem darstellt. Zwischenzeitlich sind wir sogar ganz alleine auf der Straße. Desto höher wir kommen, desto leerer wird es. Neben der Straße können wir zudem Statuen bewundern. Die Steigung ist entweder angenehmer als zu Beginn oder wir haben uns dran gewöhnt, denn wir können uns zwischenzeitlich ganz gut während der Fahrt unterhalten. Nur die Kurven sind steil und anstrengend. Plötzlich winkt uns jemand aus einem Lokal am Straßenrand zu. Die Schweizer von heute Morgen sitzen in der Sonne und genießen ein Getränk. Sie erzählen, dass sie bereits oben waren und nun auf dem Rückweg sind. Ihnen hat die Aussicht sehr gut gefallen, doch das letzte Stück wäre nicht so toll gewesen. Wir bedanken uns für die Vorwarnung, trinken einen großen Schluck Wasser und fahren weiter. Rennradler kommen uns entgegen und ein Mountainbiker überholt uns langsam. Alle winken und manche zeigen den Daumen. Die Serpentinen sind nun lang und konstant, doch auch etwas herausfordender. Michi hat die Idee langsam vor zu fahren, um Frido (unsere Drohne) steigen zu lassen. Kyra lässt sich deshalb etwas Zeit. Langsam bauen wir einen kleinen Abstand zueinander auf und winken uns gegenseitig zu, wenn unsere Wege sich untereinander kreuzen. Kurze Zeit später sieht Kyra Frido am Himmel und fährt auf Michi zu. Er guckt zufrieden, auch wenn der Flug nicht ganz so wie gedacht geklappt hat. Dann folgen die letzten Meter. Alle Autos müssen hier parken, wir dürfen jedoch, wie auch die Touribusse noch die letzten Meter nach oben fahren. Es wird steiler und anstrengender, doch die uns entgegenkommenden Person, die hier die letzten Meter zu Fuß zurück legen müssen, feuern uns an. Somit fährt es sich gleich motivierter und angenehmer. Dann ist es geschafft! Wir sind oben! 1.000 Höhenmeter im 10 km liegen hinter uns. Erstmal tief durchatmen und die Fahrräder abstellen, dann kümmern wir uns um die Tickets. Zum Glück gibt es hier oben kostenfreies WLAN und so können wir die Tickets für den Eintritt zum Krater kaufen. Während wir online buchen, werden wir von einer belgischen Familie angesprochen. Sie können keine Tickets buchen und fragen, ob wir für diese welche mit kaufen können. Sie möchten uns anschließend das Geld in bar geben. “Klar, kein Problem. Zwei Erwachsene und zwei Kinder zwischen 6 und 25 Jahren?”, fragen wir und versuchen zu buchen. Leider ist es noch etwas kompliziert, doch am Ende hat jede Person von uns ein Ticket. Freudig gehen wir durch den Einlass. Emil und Elias, unsere Drahtesel, dürfen sogar sehr präsent und sicher hinter dem Einlass stehen. Die letzten 200 Höhenmeter sind zu Fuß schnell geschafft und als wir einen ersten Blick im den Versuv werfen, sehen wir Rauch aufsteigen. Wahnsinn was für Naturgewalten es auf unserer Erde gibt! Der Vesuv ist 1281 m hoch und der einzige aktive Vulkan auf dem europäischen Festland. Seit 1944 befindet er sich in einer Ruhephase. Der letzte Großausbruch war 79 n. Chr. bei dem die Städte Pompeji, Herculaneum, Stabiae und Oplontis verschüttet wurden. Wir schauen dem Rauch eine Weile zu und gucken uns die Steine genauer an. Dann gehen wir weiter. Es gibt mehrere kleine Souvenirsgeschäfte und Aussichtsplattformen. Am Ende des Weges befinden wir uns auf der Gegenüberliegenden Seite des Startpunktes und bekommen ordentlich kalten Wind ab. Wir machen ein Foto, dürfen andere Fotografieren und quatschen kurz mit verschiedenen Leuten. Dann wird es uns jedoch zu kalt. Auf dem Rückweg sehen wir nochmsl die belgische Familie. Die Frau steckt uns einen Zettel mit ihrer Adresse, Mailadresse und Telefonnummer zu: “falls ihr mit den Rädern mal nach Brüssel kommt. Ihr seid herzlich eingeladen” Wir bedanken uns und machen noch ein Foto von der Familie. Nun müssen wir uns jedoch beeilen. Die Blase drpckt und hier oben gibt es keine Toilette. Schnellen Schrittes laufen wir den Berg zurück runter zum Ticketschalter. Hier rennt Michi zur Toilette und muss vorher noch einen Kaffee trinken. Puh! Geschafft. Nun Wieder in Ruhe schieben wir die Räder zur Seite und möchten einen Apfel genießen, da werden wir von Roberto angesprochen. Er ist von Radreisenden fasziniert und hat dazu schon einige Youtube Videos gesehen. Als er von unserer Route erfährt, kann er es kaum glauben. “Wo schlaft ihr heute? Ich bin auf dem Campingplatz Spartacus, direkt gegenüber von Pompeji. Vielleicht ist das was für Euch?” Wir bejahen. Heute wollen wir tatsächlich nochmal auf einen Campingplatz, da wir unser Zelt unbedingt reinigen und neu imprägnieren müssen.



Es muss dafür jedoch 24 h stehen, also müssen wir 2 Nächte irgendwo bleiben. Um Pompeji zu besuchen, liegt der Platz zudem perfekt. Wir überlegen nicht lange und sagen Roberto, dass wir zu dem Campingplatz fahren. Er ist circa 30 km entfernt. Roberto verabschiedet sich und muss schnell zu seinem Bus. Auch wir fahren los und schießen den Berg hinab. Wir werden immer schneller und genießen die Abfahrt. Kilometer um Kilometer geht es in die Tiefe. Die Abfahrt ist in wenigen Minuten geschafft, was wir in etwas über 2 Stunden hinauf geradelt Sind. Unten angekommen wartet sofort der wilde Stadtverkehr von Neapel auf uns. Wir quälen uns durch hupende Autos und vorbeidüsende Mopeds. Doch zum Glück sind auch diese Kilometer schnell gemacht. Die Sonne steht bereits tief am Himmel, als Kyra noch in einen Supermarkt springt. Als sie wieder raus kommt, ist es bereits dunkel draußen. Die Straßen sind jedoch gut beleuchtet und so stehen wir sicher wenige Minuten später Am Eingang vom Campingplatz. Wir Werden nett empfangen und der Campingplatz sieht auf den ersten Blick nett aus. Roberto hat sich scheinbar schon erkundigt, ob wir da sind, erzählt uns die Frau am der Rezeption. Wir zahlen für eine Nacht 18 € inklusive Dusche und dürfen uns einen Platz von dreien aussuchen. Schnell ist das Zelt aufgebaut und Roberto hat uns schon entdeckt. Er lädt uns zum Abendessen in sein Wohnmobil ein. Dieses Angebot nehmen wir natürlich gerne an. Wir verbringen zusammen einen netten Abend, auch wenn wir bei vielen Punkten nicht überein stimmen. Auch wenn wir alle drei aktuell gerne reißen, vertritt Roberto andere Weltansichten. Wir diskutieren eine Weile und versuchen seine Sicht zu verstehen, doch das fällt uns schwer und gelinkt uns nicht. Trotzdem unterhalten Wir uns am Ende noch nett. Gegen 23 Uhr wird es für uns dann jedoch dringend Zeit schlafen zu gehen. Wir laufen zum Zelt zurück und fallen müde in die Schlafsäcke. Gute Nacht


