Tag 278 - Zur Amalfi-Küste

Fahrrad-Weltreise: Pompeji nach Punta Campanella

06.03.2025

Lesedauer ca. 4 min

Die Nacht war wieder unruhig. Mehrmals sind Autos gekommen und gefahren. Wir hörten eine Art Karren über den Boden rollen und unseren Zeltnachbarn, der mehrmals unterwegs war. Der Zug ist zudem wieder laut an uns vorbei gerattert und die Autos auf der Straße haben ein Hupkonzert gegeben. Jetzt am Morgen ist es hingegen erstaunlich ruhig. Wir hören die Vögel zwitschern und der Rest der Welt scheint noch tief schlafen. Nur wir in unserem kleinen Zelt sind schon wach. Wir schreiben etwas Blog und genießen ein Müsli mit Joghurt und Milch. Die Morgenstunden vergehen schnell und gegen kurz vor 8 Uhr wird der Campingplatz langsam wieder lebendig. Leute laufen an unserem Zelt vorbei, um zum Toilettenhaus zu gelangen, andere sind bereits in Aufbruchstimmung. Wir entscheiden uns für eine Arbeitsteilung. Michi geht mit den Powerbanks zum Aufladen ins Waschhaus und schreibt Blog, während Kyra das Zelt abbaut und die Esel klar macht. Gegen halb 11 sind wir fertig. Wir verabschieden uns noch kurz von den anderen beiden Radreisenden Ina und Xenia, die gerade aufbrechen, um sich Pompeji anzuschauen. Dann rollen wir vom Campingplatz und stürzen uns in den Verkehr. Er ist wie die letzten Tage, laut und ungeduldig. Doch, wir kennen das Spiel nun bereits und können uns gut zurechtfinden, ohne uns zu sehr anzupassen. Nach wenigen Kilometern machen wir einen ersten Stopp zum Einkaufen und essen direkt vor Lidl etwas von dem gekauften. Als Nachtisch gibt es ein Stieleis. Längst nicht so lecker, wie von der Eisdiele, aber bei dem sonnigen Wetter ein Segen. Wir genießen es und treten danach erneut in die Pedale. Zunächst geht es flach am Wasser entlang. Vor uns sehen wir die Berge der Halbinsel an der Amalfiküste. Wie eine Wand ragen sie vor uns in die Höhe und wir fahren stetig auf diese zu. Unsere Straße bleibt jedoch weiter flach, führt bis zum Berg und dann am Fuße entlang. Wir genießen die flache Fahrt mit dem Berg zur linken und dem Meer zur rechten. Hinter dem Meer sehen wir am anderen Ende der Bucht den Vesuv und Neapel. Wir halten kurz um ein Foto zu machen und fahren anschließend weiter. Der Blick in jede Richtung ist einfach wunderschön. Es geht durch kleine Tunnel und langsam beginnen leichte Steigungen. Sanft werden wir hinauf geführt und befinden uns schließlich auf der Hauptstraße. Der Verkehr nimmt zu und zahlreiche Autos rauschen an uns vorbei. Es geht rauf und runter, rauf und… In der Ferne sehen wir Sorrent. Die Stadt liegt oben auf dem Felsen und der Hafen darunter auf Meereshöhe. Eine Straße führt über Serpentinen hinunter. Für uns geht es nun ebenfalls hinab, doch in Piano di Sorrento bleiben wir bei einem Café stehen. Wir müssen auf Toilette und möchten die Gelegenheit nutzen. Auf der Karte entdecken wir “Crema di Caffé”, einen Mix aus Kaffee und flüssiger Eiscreme. Es ist zum Dahinschmelzen und unsere Lieblingsnachspeise in unserem Lieblingsrestaurant in Emden gewesen. Wir bestellen zwei, da wir sowieso noch warten müssen. Die Toilette wird gerade noch gereinigt.

Dann springen wir nacheinander auf Klo und wollen weiter. Doch… Irgendetwas stimmt mit Emil nicht. Wenn Kyra die Bremse zieht, hat der Steuersatz Spiel. Mist… Kurz darauf stellen wir fest, dass auch Elias das Problem hat. “Was zur Hölle…“, entfährt es Michi. Wir suchen ein Fahrradgeschäft, doch es ist keins geöffnet, also fahren wir erstmal weiter. Es geht wieder hinauf und wird steiler. Laut atmend schaffen wir es hinauf. In Serpentinen erreichen wir Termini und somit fast das Ende der Halbinsel. Als wir gerade abbiegen wollen, hält uns ein Mann an. “Orangen, Orangensaft, Zitronen, möchtet ihr was?” fragt er uns auf deutsch. Da können wir nicht nein sagen. Er zeigt uns seinen Laden und erzählt von seinen zahlreichen Zitronen- und Olivenbäumen. Wir bekommen noch Käse und Wurst zum probieren. Dann trinkt Kyra einen Orangensaft und Michi einen Limonespritz. Lecker! Wir kaufen ihm noch einen Käse ab, auch wenn dieser nicht besonders günstig und sehr schwer ist. Doch er war unglaublich lecker und hält sich ohne Kühlschrank ewig.

Nun geht es auf die letzten Kilometer, bevor es in einer Stunde dunkel wird. Wir finden einen kleinen, unglaublich schönen Wanderweg und folgen diesem. Dafür müssen wir ein Gatter durchqueren und stellen plötzlich fest, dass Kyras Warnweste fehlt. Michi packt von Elias alle Taschen ab und fährt nochmal zurück, während Kyra Blog schreibt. Doch zum Glück ist Michi schnell mit der Weste wieder zurück und wir folgen dem Wanderweg, bis er fast unfahrbar ist. Vereinzelt kommen uns noch Leute entgegen, doch es ist sehr ruhig. Dann entdecken wir am Rand eine kleine Fläche. Gerade groß genug, um die Isomatten Kopf an Kopf hinzulegen. Das bedeutet, heute Nacht bleibt das Zelt in der Tasche und wir schlafen unterm Sternenhimmel. Doch zuerst gibt es noch Baguette mit Tomate-Mozzarella zum Abendessen. Danach verschwinden wir in Merinounterwäsche in den Schlafsack. Erstmals haben wir sogar den Inline mit im Schlafsack, so sollte die Nacht auch ohne Zelt warm sein, zumal es sogar 12 °C über Nacht bleiben sollte. Wir schauen noch eine Weile in den Sternenhimmel und schlafen schließlich ein. Gute Nacht.