
Tag 280 - BergeMüll
Fahrrad-Weltreise: Salerno nach Pontirossi
08.03.2025
Wir erwachen mitten in der Nacht. Es ist kalt. Kyra geht auf Toilette und holt sich ihren Innenschlafsack. “Ist dir auch so kalt”, fragt sie Michi. “Ja”, antwortet er fast zitternd. Kyra holt noch den zweiten Innenschlafsack und wir kuscheln uns in diese ein. Sofort ist uns viel wärmer und wir schlafen wieder ein. Erst um kurz vor 7 Uhr erwachen wir wieder. Wir sind zwar noch müde, aber die Wäsche muss noch gewaschen und eine Route geplant werden. Noch immer sind wir uns nicht sicher, wo genau wir in Italien lang fahren möchten, doch spontan einigen wir uns auf Süden. Die Tage soll es insbesondere hier in der Region und auf der gegenüberliegenden Seite im Osten von Italien regnen. Im Süden könnten wir Glück haben. Während Michi plant fängt Kyra an zu packen und die Wäsche zu waschen. Relativ schnell sind wir mit allem fertig. Nach einem Telefonat mit Kyras Mutter, packen wir unsere Frühstücksgutscheine ein und gehen zum benachbarten Café. Wir bekommen ein typisches italienisches Frühstück aus gefülltem Croissant und Cappuccino. Es schmeckt gut. Anschließend gehen wir wieder zurück und tragen all unsere Sachen runter. Als wir den Schlüssel bereits abgegeben haben und aus der Tür sind, werden wir nochmal zurück gerufen. Die Fernbedienung fehlt anscheinend… Michi erklärt, dass wir diese nicht versehentlich eingebaut haben und wir satteln die Drahtesel weiter. Ein bisschen müssen wir bei dem Gedanken an die Fernbedienung schmunzeln: “Damit wir nachts im Zelt besser Fernsehen können”. Dann sind wir soweit und fahren los. Der Verkehr ist bereits wieder angenehmer als gestern und der Region Neapel. So fahren wir relativ entspannt zum Strand. Die Sonne scheint zwischen den zahlreichen Wolken und es ist fast drückend warm. Als wir eine Bank sehen, leiten wir bereits nach wenigen Metern die erste Pause ein, da wir noch einen Beitrag für Instagram und Facebook machen möchten. Alles dauert etwas länger als gedacht und so ist es schon bald Mittag. Wir naschen noch etwas Käse und Kyra ein kleinen Kühlern, dann kann es weiter gehen. Erneut nur wenige Meter später sieht Michi ein Conad und wir halten für eine Einkaufspause. Nun kann es jedoch endlich wirklich los gehen. Es heißt erstmal Kilometer machen, denn es ist ausnahmsweise sehr flach. Mit leichtem Rückenwind fahren wir die Küstenstraße entlang. Auf den Straßen ist mal mehr und mal weniger los, doch die meisten halten viel Abstand. Die Straße hingegen meint es nicht so gut mit uns. Zahlreiche Schlaglöcher bringen uns zum Slalom fahren. Dabei entdecken wir wieder Berge von Müll. Es ist unglaublich, wie viel hier am Straßenrand liegt. Wir wundern uns, wie sich Menschen hier noch entspannt zwischen all dem Müll zum genießen an den Strand setzen können. Doch scheinbar, wird das hier anders gesehen, denn immer wieder sehen wir Angler und Spaziergänger*innen am Strand. Nach einigen Kilometern stehen am Straßenrand, wie bereits vor Neapel leicht bekleidete Frauen. Wir lassen diese schnell hinter uns. Dann wird es Zeit für eine weitere Pause.



Michis Kamerahalterung für die GoPro ist bereits mehrmals gebrochen und auch jetzt ist es wieder soweit. Der Sekundenkleber wird gezückt und die Halterung Zum wahrscheinlich 8. Mal geklebt. Mal gucken, wie lange das noch gut geht. Nach Pipipause und Brötchen essen fahren wir weiter. Um uns herum befinden sich zahlreiche Gewächshäuser. Wir beobachten Vom Fajrrad aus, wie die Erntehelfer von ihrer Schicht nach Hause gebracht werden oder uns ebenfalls auf dem Fahrrad entgegen kommen. Es ist richtig viel los auf der Straße. Erstmals fahren wir solar an einem nicht abgesperrten Wald vorbei, durch welchen immer wieder Wege zum Strand führen. Sehr untypisch für Italien, denn bisher waren fast alle Strände abgesperrt. Leider sind wir noch nicht genug Kilometer gefahren, sonst wäre es hier bestimmt eine Leichtigkeit neben der Saison zu übernachten. Somit fahren wir weiter und weiter und weiter. Vor uns tauchen dabei in der Ferne Berge auf und wir kommen diesen immer Näher. Dann werden wir ins Landesinnere geleitet. Dort treffen wir auf die antike Stadt Paestum. Bereits aus der Ferne können wir die gut erhaltenen griechischen Tempel sehen. Die Stadt wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. von den Griechen erbaut. Noch heute sind drei große Tempel für die Götter Hera (ca. 550 v. Chr.), Neptun (ca. 500 v. Chr.) und Athena (ca. 500 v. Chr.) gut erhalten und ziehen einen sofort in ihren Bann. Der Tempel des Neptun ist sogar einer der besterhaltenen griechischen Tempel. Zudem können wir Stadtmauern, Türme, ein römisches Forum und ein Amphitheater bestaunen. Letzteres zeugt von der späteren römischen Besiedlung. Paestum ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten Italiens und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wir besuchen die Ausgrabungsstätte nicht, sondern können von der Straße aus alles betrachten. Dazu suchen wir uns Informationen aus dem Internet.






Nach dieser geschichtlichen interessanten Pause, fahren wir weiter ins Landesinnere. Die heutige Bergetappe kündigt sich an. Der Beginn des Anstiegs ist steil und schnell kommen wir ins Schwitzen. Zum Glück flacht es nach kurzer Zeit etwas ab und wir können entspannter den Berg hinauf radeln. Immer wieder wird die Steigung jedoch von steileren Abschnitten unterbrochen. Auf halber Strecke machen wir eine kurze Trinkpause und fahren mit neuer Kraft das letzte Stück hinauf. Die Aussicht ist, trotz dieses Wetters, traumhaft. Immer wieder fahren wir durch kleine Bergdörfer. In einem geht es mit 30 % den Berg wieder hinunter. Die Abfahrt beginnt und das bedeutet, dass wir bald am See sind, wo wir auf Schlafplatzsuche gehen möchten. Doch als wir unten ankommen, ist die Straße gesperrt. “Das gibt es doch nicht!”, sagt Kyra genervt. Sie regt sich noch eine ganze Weile auf, doch es bringt nichts. Die Straße bleibt gesperrt und wir brauchen eine Alternative. Diese heißt Hauptstraße und dafür müssen wir uns fiel steile Auffahrt hinauf kämpfen. Die Sonne ist bereits untergegangen, doch mit etwas restlichen Licht verlassen wir diese wieder. Wir sehen einen anderen See mit einem Vogel Aussichtshaus. Ein perfekter Schlafplatz! Doch auch hier ist der Zugang zum Weg dorthin versperrt. Sogar so gut, dass wir nicht vorbeikommen. Ein Baustellenschild hängt am Zaun. Vielleicht wird hier alles neu gemacht? Dabei sieht der Weg wirklich super aus. Erneut müssen wir genervt weiter, doch nur wenige Meter später geht ein Weg von der Straße an.



Ein Schlagbaum versperrt zwar die Durchfahrt, doch wir können drumherum schieben. Der Weg führt an einem Bach entlang der etwas weiter hinten den Weg unterbricht. Ein Traktor steht am Rand und Michi überlegt laut: “Morgen ist Sonntag, da wird schon keiner kommen, oder? Sollen wir einfach hier daneben aufbauen?” Da es bereits dunkel wird, haben wir keine anderen Möglichkeiten. Das Zelt steht schnell und wir verschwinden in diesem. Aus unserer Unterkunft haben wir uns heißes Wasser mitgenommen, so gibt es Couscous mit Erdnussbutter, Tomaten und Rucola im Zelt. Gute Nacht!
