
Tag 285 - Ein weiterer Vulkan
Fahrrad-Weltreise: Acconia nach Capo Vatikano
13.03.2025
Wieder einmal werden wir sanft vom Meeresrauschen und den zahlreichen Vögel in den Bäumen um uns geweckt. Der Himmel strahlt blau über uns und als wir gerade überlegen lieber schnell abzubauen, läuft draußen bereits die erste Person am Zelt vorbei. Wir können die Schritte auf dem Sand-Schotter-Gemisch hören. Doch die Person lässt sich scheinbar nicht stören. Wir fangen trotzdem langsam an abzubauen. Dabei werden wir von einer Gruppe älterer Herrschaften beobachtet, die immer wieder an unserem Zelt vorbei läuft. Sie scheinen sich jedoch für uns zu freuen und fragen uns “dormito bene?”. Wir bejahen und lächeln. Weiter kommen wir leider nicht ins Gespräch. Kurz bevor wir mit dem Abbau fertig sind, läuft ein weiterer älterer Herr bei uns vorbei. Er hört italienische Musik und lächelt uns schon von weitem entgegen. Als er uns erreicht, zeigt er einen Daumen und lächelt noch mehr. Mit so viel positiver Zustimmung hatten wir an diesem Morgen gar nicht gerechnet. Gestärkt und fertig gepackt, laufen wir mit den Drahteseln in der Hand zurück zum Strand. Wir möchten die gute Laune und das Wetter für ein Bad nutzen. Doch dann werden wir überrascht. Wir entdecken am Strand eine Dusche. Sofort freuen wir uns, wie kleine Kinder und die Idee ins Meer zu gehen wird über Bord geworfen. Eine Outdoor-Dusche am Strand.



Was gibt es besseres, wenn man seit einigen Tagen keine hatte? Wir drehen das Wasser auf und sofort sprudelt kaltes Wasser hinaus. Schnell ziehen wir uns aus und springen sofort drunter. Bei solchen Aktionen dürfen wir nicht zu lange nachdenken, denn sonst kneifen wir, wir kennen uns… Also nicht nachdenken und ab ins kühle Nass. Es ist wirklich sehr kalt. So kalt, dass der Kopf weh tut, als wir uns das Shampoo aus den Haaren waschen, doch trotzdem fühlt es sich gut an. Endlich wieder sauber, kein Salz mehr vom Schwitzen auf der Haut. Was für ein tolles Gefühl! Als wir fertig sind, sind mittlerweile weitere Autos am Strand und einige schauen uns belustigt an. Hinter einem Handtuch versteckt ziehen wir uns schnell um. “Es ist gerade so schön, sollen wir noch einen Kaffee genießen?”, fragt Michi. Warum eigentlich nicht? Es ist noch nicht einmal halb 10 Uhr und eigentlich sowieso egal wann wir heute los fahren und wie weit wir kommen. Also warum nicht die Zeit und das schöne Wetter genießen. Wir stellen die Solarpanels auf und kochen uns Kaffee, dabei naschen wir noch ein paar Datteln. Die Sonne scheint uns angenehm ins Gesicht und so können wir bereits im T-Shirt sitzen. Nach einer Weile wird es jedoch frisch, sodass wir uns etwas überziehen. Während wir Kaffee trinken, beobachten wir dicke Käfer über den Sand krabbeln. Wir legen einen Dattel hin und er scheint das Festmahl zu genießen. Eine ganze Weile beobachten wir ihn, dann geht Kyra auf Toilette und macht die Wäsche, während Michi noch mit seinen Eltern telefoniert. Was für ein entspannter Morgen! Erst gegen halb 1 Uhr brechen wir auf.



Und wir haben richtig Glück! Der Wind von gestern ist verschwunden. Wir können mit hoher Geschwindigkeit die Straße entlang düsen. Am Straßenrand finden wir einen Obst- und Gemüseverkäufer, weshalb wir abhalten. Bereits gestern konnten wir auf einigen Feldern die Tropea Zwiebel bewundern, diese möchten wir nun gerne probieren. Ob es auch bereits Erdbeeren zu kaufen gibt? Immer wieder konnten wir große, reife Früchte am Straßenrand riechen und bewundern. Tatsächlich bekommen wir an dem Stand alles: 2 Manderinen, Zitrone, Erdbeeren und Tropea Zwiebel. Alles zusammen für 3,50€. Wir packen zunächst alles ein und möchten die Sachen an einem schönen Ort genießen. Doch schon bald geht es den ersten Hügel hinauf und sofort wieder hinab.



Bevor wir die ganze Abfahrt hinter uns bringen, schauen wir uns das Dorf Pizzo an. Es gibt einen alten Trinkwasserbrunnen und eine traumhafte Aussicht aufs Meer. Etwas östlicher soll zudem eine tolle Grotte und Kirche sein, doch leider ist der Weg dorthin für uns heute ein zu großer Umweg, denn wir haben die Idee bis zum Abend am Capo Vaticano zu sein und mit Blick auf die Vulkane Stromboli und Ätna den Abend ausklingen zu lassen. In Pizzo führt uns der Weg steil bergab. Immer wieder geht es nun hoch und runter. Doch da wir größtenteils der Hauptstraße folgen, wird es zum Glück nicht zu steil. Erst viele Kilometer später halten wir noch einmal bei einem Supermarkt, wir möchten für heute Abend ausnahmsweise eine Flasche Wein kaufen. Der Sprint-Einkauf ist schnell erledigt und nun müssen wir uns beeilen, rechtzeitig zum Capo zu gelangen. Es ist ziemlich anstrengend, da es nun doch nochmal steil nach oben geht, doch Metallen Kräften vereint schaffen wir es platt, jedoch rechtzeitig zu unserem Ziel. Vor Freude klatschen wir uns ab und genießen den Sonnenuntergang. Ein paar andere Paare genießen ebenfalls die romantische Atmosphäre. In diesen Momenten lernen wir noch einmal mehr zu schätzen, wie schön es ist, diese Reise zu zweit als Paar zu erleben. Als der Sonnenuntergang zu Ende ist, machen sich die meisten sofort auf den Weg. Nur ein Mann ist noch da. Aus diesem Grund halten wir schon einmal Ausschau, wo wir schlafen könnten. Wir entdecken eine kleine dunkle Stelle, die perfekt scheint. Sie ist durch zwei Stufen etwas tiefer gelegen und deshalb nicht einsehbar. Doch zunächst kochen wir. Es gibt Spaghetti mit Tomatensoße, Knoblauch, Rosmarin und der frisch gekauften Tropea Zwiebel. Lecker! Zum Nachtisch essen wir die Erdbeeren und naschen etwas Schokolade. Dazu trinken wir Rotwein aus der Region. Was für ein schöner Tagesabschluss!



Als alle Leute verschwunden sind, bauen wir unser Nachtlager auf. Während Kyra auf die Toilette gehen will, kommt plötzlich noch ein Auto. Die beiden jungen Insassen sehen Kyra über den Parkplatz laufen und fahren sofort wieder weiter. Glück gehabt! Somit bleiben wir allein und können in den SchlafSack verschwinden. Für unsere Verhältnisse ist es bereits spät und deshalb schlafen wir erschöpft gegen 21 Uhr ein. Doch… “Auto!”, sagt Michi erschrocken. Es ist 23 Uhr. Gerade kam ein Auto auf den Parkplatz und ein zweites steht bereits da. Verwundert gucken wir uns an. Das zweite Auto haben wir gar nicht kommen hören. Doch scheinbar werden wir in unserer dunklen Ecke in den Schlafsäcken auf dem Boden liegenden gar nicht wahrgenommen. Eine ganze Weile beobachten wir die beiden Autos, doch es tut sich nichts. Dann fährt das eine, doch das andere steht weiter da. Wir können keine Person im Inneren erkennen, es ist einfach zu dunkel. Während Michi bereits wieder einschläft, beobachtet Kyra noch weiter und wird plötzlich von einer Maus überrascht. Ein leiser Aufschrei vor Schreck kommt aus ihrem Mund, der Michi weckt, doch die Person des Autos scheint weiterhin nichts zu bemerken. Die Maus hingegen ist ebenso erschrocken und schnell wie der Blitz verschwunden. Noch kurz quatschen wir, während wir in den Sternenhimmel schauen und schließlich beide wieder in die Traumwelt verschwinden. Noch einmal erwacht Kyra und Blickt unmittelbar in das Gesicht einer Katze. Wieder erschreckt sie sich. Ist die Katze hinter der Maus von vorhin her? Wir werden es nicht erfahren, doch als wir uns umsehen, erkennen wir: Das Auto ist weg! “Etwas gruselig, dass wir das so gar nicht gehört haben”, sagt Michi und Kyra nickt. Doch wir sind weiterhin so müde, dass wir ein letztes Mal einschlafen. Gute Nacht!

