
Tag 309 - Ausnahmezustand mit Hörspiel
Fahrrad-Weltreise: Scanzano Jonico nach Matera
06.04.2025
Die Nacht war ruhig und der Morgen ist magisch. Die Sonne geht hinter dem am Strand gelegenen Wald langsam auf, während wir uns noch einmal kräftig strecken. Das Zelt ist durch den anhaltenden Wind und die schützenden Bäume über uns fast komplett trocken geblieben. Nur ganz wenig Tauwasser hat sich von innen am Außenzelt festgesetzt. Doch auch dieses ist schnell im Wind getrocknet, sodass wir das Zelt abbauen. Bereits jetzt sind einige Fischerboote unterwegs und gleiten langsam über das blaue Meereswasser. Als wir fertig abgebaut und gepackt haben, nehmen wir unsere dicke, volle Essenstasche und setzen uns auf die großen Steine am Ufer. Während die grüne Baumarktplane noch in der Sonne trocknet genießen wir unser Frühstück in den ersten warmen Sonnenstrahlen. Einige Salamander genießen neben uns ebenso die Sonne und wir haben richtig Spaß die knuffigen Tiere zu beobachten. Kyra legt sich sogar eine Weile auf die Lauer und versucht ein Foto oder Video von den schnellen Tierchen zu machen, doch leider ohne großen Erfolg. Als wir fertig sind, kommt ein älteres Ehepaar den Weg entlang und lächelt uns freundlich zu. Sie beginnen sogleich auf italienisch mit uns zu sprechen. Wir haben richtig Mühe ihnen mitzuteilen, dass wir sie leider nicht verstehen, da sie so viel und schnell reden. Doch eins verstehen wir: Der Morgen ist herrlich und sie finden es toll, dass wir ihn hier so genießen. Als der Mann versteht, dass wir ihn nicht verstehen, lacht er laut auf und winkt uns nett zum Abschied. Auch wir machen uns auf den Weg und verlassen den Strand mit Wald.



Die ersten Kilometer folgen wir auf einer kleinen Nebenstraße der Hauptstraße, doch irgendwann geht diese nicht mehr weiter und wir werden ins Landesinnere geführt. Die Straße führt wunderschön durch die Landschaft. Überall um uns herum blüht und summt es. Wir genießen es sehr, doch dann nimmt die Freude ein plötzliches Ende. Der von unserer Navigation vorgeschlagene Weg ist eingezäunt, also müssen wir einen Umweg wagen. Der Umweg führt uns über eine Feldstraße den Schienen nach. Der Weg wird immer schlechter und immer überwucherter. Als wir schließlich rechts unter den Schienen und der Hauptstraße durchfahren müssen, steht der Weg komplett unter Wasser. Da es sich um einen Feldweg handelt, ist es zudem unglaublich matschig. Keine Chance! Dort kommen wir nicht durch. Also fahren wir einen weiteren Feldweg entlang und suchen uns erneut eine Alternative. Obwohl die Wege laut Karte nicht existieren, fahren wir irgendwie durch weitere Felder und gelangen erneut an die Unterführung. Doch von dieser Seite scheint es machbar. Zunächst wagt sich Michi vor. Er fährt durch die große Pfütze und seine Vorderradtaschen versinken bis zur Hälfte im Wasser. Beim Treten werden seine Schuhe nass, doch zum Glück haben wir uns ja erst vor kurzem Sandale gekauft, die schneller trocknen. Auf der anderen Seite wartet die halb unter Wasser stehende matschige Straße auf ihn. Doch zunächst rast ihm Kyra hinterher. Gemeinsam versuchen wir Emil und Elias mit viel Kraft durch den Matsch zu schieben und… Wir schaffen es! Die Schuhe sind zwar komplett eingesaut und auch wir haben einige Schlammspritzer abbekommen, doch wir sind drüben. Zum Glück! Nun heißt es einen schönen Platz für eine Pause finden.


Dabei machen wir etwas, was wir beim Fahrradfahren normalerweise nicht machen, wir machen uns ein Hörbuch auf die Ohren, das wir gemeinsam hören. Heute brauchen wir es einfach für die Motivation! Unsere Laune wird wieder besser und kurz darauf finden wir auch einen netten Platz für eine Mittagspause. Neben Olivenbäumen setzen wir uns auf einen kleinen Betonbau und entzünden den Drachen (unseren Kocher). Es gibt Nudeln. Während wir kochen, besuchen uns erneut zahlreiche Salamander und ein netter Mann. Er hält an der Straße neben uns und schenkt uns 3 Fenchel. Die restlichen Fenchel, die er dabei hat, versteckt er hinter einem Olivenbaum für seinen Freund, der später kommt, um diese abzuholen. Wir unterhalten uns kurz nett, doch er muss weiter. Auch wir sollten uns beeilen, denn der Himmel am Horizont wirkt bedrohlich dunkel. Die schwarze Wolke kommt mit hoher Geschwindigkeit immer näher und scheint viel Regen mit sich zu bringen. Also spülen wir alles ab und machen uns erneut auf den Weg. Weiterhin genießen wir die Fahrt, über die ruhige Straße. Es kommt kaum ein Auto an uns vorbei. Was wir dabei gar nicht merken, unsere Straße führt uns knapp 200 m nach oben. Die Steigung ist jedoch so gering, dass es sich flach anfühlt. Als wir die Hauptstraße in Richtung Matera erreichen, müssen wir zunächst rasant bergab fahren. Dann folgen wir der Hauptstraße für wenige Kilometer. Doch bereits nach wenigen Kilometern müssen wir kurz anhalten und uns die Regensachen überziehen. Die von uns bereits beim Mittagessen beobachtete Regenwolke hat uns nun erwischt und es lässt ordentlich herunter. Als wir komplett eingehüllt sind, geht es weiter. Bei der Überquerung einer Schlucht mit Fluss in der Mitte, sehen wir bereits die ersten Höhlen in den Felsen. Es erinnert uns ein wenig zurück an die Höhlenhäuser in Spanien. Auch Matera ist für seine Höhlensiedlungen berühmt. Die Stadt liegt auf einer felsigen Landzunge in der Region Basilikata im Süden Italiens. Die Höhlensiedlungen werden “Sassi” genannt und gehören seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Bis nach Matera fahren wir heute jedoch nicht mehr. Wir nehmen die nächste Abfahrt und folgen der Straße hinunter zum Lago di San Giuliano. Ein Radreisebekanter “Yvan” hatte uns empfohlen hier zu schlafen. Er selbst kommt aus Matera ist jedoch diese Woche zum Klettern außerhalb der Stadt. Als wir den See erreichen, erweist er sich wirklich perfekt zum Übernachten. Schnell finden wir eine Stelle, wo wir windgeschützt hinter einem Busch stehen können. Dafür müssen wir jedoch den Boden von zahlreichen Scherben befreien. Wir suchen uns ein paar Äste und wischen mit diesen für mehr als 20 min über den Boden. Dann scheinen wir alle Scherben erwischt zu haben und können das Zelt aufbauen. Als wir fertig sind, telefonieren wir beide noch mit unseren Großeltern und fallen anschließend müde in den Schlafsack. Gute Nacht!


