
Tag 338 - Mit Rückenschmerzen weiter
Fahrrad-Weltreise: Korifasi nach Chrani
05.05.2025
Wir erwachen ein letztes Mal bei Jürgen im Haus. Es ist noch still draußen. Die Stille wird nur durch ein kurzes Stöhnen von Kyra unterbrochen: “Mein Rücken…” Bereits vor der Ankunft bei Jürgen, hatte Kyra tierische Nackenschmerzen, die ihr jedes Umdrehen auf dem Rad schwer machten. Die Tage war es etwas besser, doch die Aktion gestern mit dem Klettersteig scheint die Situation wieder verschlimmert zu haben. Naja, hilft nichts… Da müssen wir durch. Doch zunächst folgt der Versuch einer heißen Dusche. Vielleicht schafft diese ja Besserung. Anschließend gehen wir hoch zu Thomas und Jürgen und bereiten gemeinsam Frühstück vor. Es wird mal wieder ein 5-Sterne Frühstück organisiert. Wahnsinn! Viel Obst, Gemüse, Eier und die restlichen Nudeln. Alles riecht super und wir setzen uns zufrieden und vorfreudig an den Tisch. Die Hunde Perseus und Jason finden den Geruch ebenso interessant und betteln, um etwas zu essen. Doch mittlerweile wissen wir mit den beiden großen Hunden umzugehen. Von uns bekommen sie nichts. Nach dem leckeren Frühstück und dem Abspülen verabschieden wir uns runter. Nun heißt es das Apartment putzen. Wir reinigen das Bad gründlich, wischen Staub und saugen den Boden. Als wir fertig sind, ist es schon relativ spät, doch wir müssen heute ja nicht weit kommen. Kurz bevor wir aufbrechen füllen wir noch unsere Wasserflaschen, den die Temperaturen haben es in sich. Es wird heute richtig warm und die Mittagshitze lässt es uns bereits spüren. Dann verabschieden wir uns von Jürgen und Thomas, schwingen uns auf die Drahtesel und radeln los. Der Schotterweg zur Hauptstraße ist schnell geschafft und anschließend können wir uns die Hauptstraße entspannt runter rollen lassen. Unten angekommen staunen wir nicht schlecht: “Weilheim!”, ruft Kyra zu Michi, als sie das Kennzeichen WM sieht. Michi tritt kräftig in die Pedale und wir biegen eine Straße falsch ab, um dem Wohnmobil hinterher zu pesen. Die Insassen fahren zum nächsten Campingplatz, wo wir diese einholen und ganz kurz Quatschen. Das Interesse scheint jedoch nicht groß und so drehen wir schnell um und fahren unseren Weg weiter nach Pylos. Hierfür folgen wir der Straße den Hügel hinauf. Die Steigung ist zum Glück angenehm und oben angekommen, haben wir einen traumhaften Blick über die Stadt. Erneut hören wir mehrere Menschen bayrisch reden und die laut Kennzeichen Münchener sprechen uns an. Sie sind sehr interessiert und einer von ihnen sagt: “Das hätte ich auch gerne gemacht, doch haben wir damals nicht gekonnt. Nun sind wir zu alt dafür”. Bevor wir etwas sagen können, erwidert sein Freund: “Naja, wir haben halt andere Prioritäten gesetzt”. Wir sind erstaunt über diese Aussage und nicken, denn wir sehen es ähnlich.



Natürlich war es früher schwieriger. Es war eine andere Zeit. Andere Dinge wurden mehr priorisiert, wie ein Haus und eine Familie. Zudem war es wesentlich schwerer, eine gut bezahlte Arbeit zu finden. Und das wahrscheinlich wichtigste: Es gab damals nicht so viele Vorbilder, die ihre Reisen bei Social Media gepostet haben, denn diese technische Möglichkeit gab es ja schlichtweg noch nicht. Trotzdem war eine Reise mit dem Fahrrad nicht unmöglich. Es war anders. Wir kennen viele Radreisende, die aus diesen Gründen heute im etwas höheren Alter ihre Radreisen nachholen. Nur weil man über 60 oder 70 Jahre alt ist, heißt es nicht, dass es nicht mehr geht. Solange man körperlich fit genug ist, ist auch eine Radreise noch möglich. Doch körperlich Fit in der Rente muss man eben erstmal sein. Die Sorge, dass wir das später nicht mehr sind, ist ein Grund, die Reise bereits jetzt zu machen. Wir unterhalten uns noch kurz mit den Münchnern, dann fahren wir weiter. Gerne nehmen wir den Tipp von Thomas an der kleinen Straße weiter zu folgen, so fahren wir nicht nach Pylos bergab hinunter, sondern bleiben oben und genießen lieber die Aussicht. Eine weitere Pause führt uns zum AB, einem griechischen Einkaufsmarkt. Wir besorgen alles für heute und morgen, bevor wir uns wieder auf die Drahtesel schwingen. Die kurze Pause im Schatten tut dabei heute besonders gut. Ein kühlendes Eis gibt uns zudem neue Motivation, wodurch der nächste Hügel schnell geschafft ist. Die Landschaft hinter Pylos runter nach Methoni gefällt uns sehr gut. Die Straße ist kaum befahren und die von Olivenbäumen übersäte Landschaft ist traumhaft. In Methoni machen wir bereits unseren nächsten Halt und schauen uns die Burg an. Michi lässt Frido fliegen, um ein paar schöne Aufnahmen zu erhalten. Anschließend geht es wieder weiter. Fast immer am Wasser entlang folgen wir der Straße rauf und runter, bis… “Was? Schon wieder Weilheim!”, lacht Kyra. Kurz vor Anemomilos, wo wir demnächst die Küste kurz verlassen, folgen wir einem weiteren Kennzeichen mit WM auf den Campingplatz Thines. Michi unterhält sich mit dem Mann und Sohn kurz, dann fahren wir weiter. Das Gespräch hatte sich erneut nicht so entwickelt, wie gehofft. Der Mann schien eher sehr konservativ bis rechts orientiert zu sein, was das Gespräch unangenehm machte. Wir verlassen nun die kleinen größeren Straßen und finden uns auf wirklich kleinen Straßen wieder. Sofort merken wir den Unterschied. Es geht steil hinauf. Dabei sehen wir noch einige deutsche Kennzeichen und stolpern über deutsche Speisekarten bei Cafés und Restaurants am Straßenrand. Verrückt! Doch in diesem Fall, sind wir ja Teil des deutschen Massentourismus, wenn auch auf eine etwas andere Art. Doch ist dies wirklich eine Entschuldigung für alles? Die Frage bereitet uns etwas Kopfschmerzen, während es hoch und höher geht. Einige Autos überholen uns und wenige feuern uns durch hupen und rufe an. Oben auf dem Berg sehen wir Häuser mit traumhaften Ausblicken, die Kennzeichen davor… Nicht griechisch… Dann erwartet uns die Abfahrt. Rasant geht es hinunter, wieder dem Meer entgegen. Dabei wird es bereits spät und wir werden müde. Es wird Zeit einen Schlafplatz zu finden. Wir suchen eine Weile, da alles viel bebaut ist, bis wir einen kleinen Strand finden. Es wird bereits dunkel als wir aufbauen und wir sehen nur zwei junge Hotelgäste vom Haus nebenan, die gerade hinüber in die Stadt laufen. Uns beachten sie kaum. Bereits im Dunkeln setzen wir uns vor das Zelt mit Blick auf das Meer und Essen eine Kleinigkeit, bevor wir müde hinein gehen. Gute Nacht!

